65. Plenarsitzung – Helge Schwab zu “Optimale Startbedingungen für unsere Kinder – Übergang von der Kita in die Grundschule verbindlich gestalten”

Antrag der CDU-Fraktion

Video: Landtag RLP

Wenn es um die Bedeutung der ersten Lebensjahre geht, sind wir uns sicherlich einig: In dieser Zeit werden die Grundlagen für Sprache, Kognition, Motorik und vieles mehr gelegt. Neben der eigenen Familie (und dem sozialen Umfeld) kann dabei auch der Kindergarten eine zentrale Rolle spielen.

Dieser Begründung des vorliegenden Antrags schließen wir uns an. Und auch wir möchten uns bei allen pädagogischen Fachkräften und Lehrkräften für ihr Engagement und die tägliche wertvolle Arbeit mit unseren Jüngsten bedanken –  die, wie wir alle wissen, zum Teil unter schwierigen Rahmenbedingungen stattfindet.

Was den Stellenwert der frühkindlichen Bildung betrifft, sind wir uns also ganz nah, aber mit Blick auf die Forderungen des vorliegenden Antrags sieht es etwas anders aus – ich möchte auf einzelne Punkte gern näher eingehen:

Zu Punkt 1, der verbindlichen Sprachstands-erhebung für alle Kinder: Bereits im Mai-Plenum 2023 sprach ich mich dafür aus, eine Sprachstandsfeststellung eineinhalb Jahre vor der Einschulung durchzuführen, damit noch ausreichend Zeit für sprachliche Bildung und Sprachförderung in der Kita bleibt. Diese Forderung hat zu Teilen Einzug in den 9-Punkte-Plan für die Grundschulen gefunden. So wird die Schulanmeldung künftig früher erfolgen und damit verbunden kann auch der Sprachstand der Kinder früher erfasst werden – besonders bei den Kindern, die eben keine Kita besuchen.

Das begrüßen wir ausdrücklich.

Erste Konsequenzen sind also gezogen und wir müssen jetzt genau hinschauen und prüfen, ob sie wirken – aber nicht mit einem Aktionismus für alle, sondern Schritt für Schritt.

Zu Punkt 2 – ein verbindliches Bildungsportfolio: Unsere Erzieherinnen und Erzieher beobachten die Kinder von Tag 1 an, dokumentieren die Entwicklungsstände und führen Entwicklungsgespräche mit den Eltern. Beobachtung und Dokumentation gehören zum Alltag der Kindertagesstätten, sind schon jetzt ständige Begleiter unserer pädagogischen Fachkräfte. Denn jeder guten Förderung eilt eine aufmerksame Beobachtung voraus.

Und das findet nicht erst vor der Einschulung statt.

Dabei verrate ich auch nicht zu viel, wenn ich sage, dass die Dokumentationspflicht nicht nur als wichtige Aufgabe wahrgenommen, sondern auch als großer Aufwand empfunden wird. Ein weiteres umfangreiches Instrument, im Sinne eines verbindlichen Bildungsportfolios für Vorschulgruppen, einzusetzen, muss nicht zwangsläufig zum Besten für Kind und Fachkraft führen.

Und 3.: In den Forderungen klingt auch die verpflichtende Vorschulzeit an. Hier müssen wir uns fragen, ob das die Rahmenbedingungen und Kapazitäten vor Ort überhaupt hergeben. Pauschal für alle Kinder würde es wohl schwierig werden, aber: Wir FREIE WÄHLER sprechen uns ausdrücklich dafür aus, dass für Kinder, bei denen im Rahmen der Schulanmeldung ein Förderbedarf festgestellt wurde, auch der Besuch einer Kita angeordnet wird.

Das bedeutet für uns gute Startbedingungen und Chancengerechtigkeit für alle: Schulanmeldung, Schulfähigkeit und Vorschulzeit – das sind die Schlagworte des vorliegenden Antrags. Damit entsteht für mich der Eindruck, dass hier aus Sicht der Schulen auf die Kitas geblickt wird.Natürlich ist es unerlässlich, dass unsere Kinder schulfähig in die Grundschule kommen, aber es ist nicht der einzige Blickwinkel.

Und die Herausforderungen in unseren Kindertagesstätten sind unabhängig von der Schulanmeldung groß:

  • So fehlen uns noch immer eine Vielzahl an Kita-Plätzen.
  • Uns fehlen Fachkräfte und gute Rahmenbedingungen vor Ort.
  • Und ein Letztes: Aus unserer Sicht war und ist es noch immer eine Fehlentscheidung, dass die Landesregierung das Erfolgsprogramm „Sprach-Kitas“ nicht landesseitig fortgeführt hat.
    Daran erkennt man, dass durch die Ampelfraktionen im Bereich der frühkindlichen Bildung derzeit noch zu kurzfristig gedacht wird.

Auch wir FREIE WÄHLER wollen die frühkindliche Bildung und damit unsere Kitas stärken – in der Sache sind wir uns mit der CDU einig, in dem hier vorgeschlagenen Weg leider nicht. Aus diesem Grund lehnen wir den Antrag ab.

Es gilt das gesprochene Wort.

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