Aktuelle Debatte auf Antrag der CDU
Die diesjährigen Nachrichten aus Schulleistungsstudien sind eine Abfolge von Katastrophenmeldungen – wie die Ergebnisse der Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU), des IQB-Bildungstrends und die jüngsten Zahlen der PISA-Studie aufzeigen. Sie alle vermitteln das gleiche Bild: Unsere Schülerinnen und Schüler verfehlen die Anforderungen und das Bildungssystem krankt an vielen Stellen.
So kann es nicht weitergehen.
Wir müssen zwingend über die Probleme und vor allem Konsequenzen sprechen.
Liebe CDU, ich bedanke mich daher für die aktuelle Debatte. Ich komme aber nicht umhin, auf einen Aspekt hinzuweisen, der ganz oben in der PISA-Auswertung steht – mit Erlaubnis des Präsidenten möchte ich zitieren: „Die Auswertung ist zwar für Deutschland repräsentativ, aber es erlaubt keine verallgemeinerbaren Vergleiche zwischen den Bundesländern.“ Die PISA-Studie ist also eine Gesamtbeurteilung der Bildungspolitik in Deutschland. Und trifft keine konkreten Aussagen zum Bildungserfolg in Rheinland-Pfalz.
So fair müssen wir sein.
Ich spreche dennoch gern zu dem prekären Zeugnis, das die Bildung in Deutschland erhalten hat. Ohne die Ergebnisse noch einmal im Einzelnen benennen zu wollen, möchte ich den Blick auf die Herausforderungen richten – denn da müssen wir zwingend und dringend ansetzen. Die am 5.12. vorgestellte PISA-Studie zeigt aus unserer Sicht zwei Kernprobleme:
1. Mangelnde Sprachkenntnisse: Haben Sie sich einmal den Spaß gemacht und die Mathematikaufgaben aus PISA 2022, die bei Spiegel Online verfügbar sind, gelöst? Dann ist oder wäre Ihnen aufgefallen, dass es zwar um Mathe geht, aber jede Aufgabe viel sprachliches Wissen und vor allem eine gute Lesekompetenz voraussetzt, um sie richtig zu lösen.
Und genau daran scheitert es!
Die Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler stehen und fallen mit ihrer Deutschkompetenz. Ohne Deutschkenntnisse bleibt auch die Chance auf schulischen Erfolg und sozialen Aufstieg verwehrt.
Hier müssen wir ran.
Für unsere Schülerinnen und Schüler in den weiterführenden Schulen sollten wir schnellstmöglich Maßnahmen auf den Weg bringen. Analog zu den Grundschulen einen 9-Punkte-Plan für die Sekundarstufe 1 – mit zusätzlichem Deutschunterricht, Sprachstandserfassung, Deutschförderung, tägliche Schreib- und Lesezeit mit Papier und Stift.
Der zweite Punkt ist: Umgang mit Heterogenität.
Die Schülerschaft ist in den letzten Jahren heterogener geworden. Faktoren sind Integration, Inklusion und sozio-ökonomische Unterschiede. Das alles hat Einfluss auf das schulische Lernen, die Gestaltung genauso wie Organisation von Unterricht und es wird zur Kraftprobe für unsere Lehrkräfte.
Bereits im Mai 2023 meldete der Philologenverband Rheinland-Pfalz: Wir kommen mit der Heterogenität in den Lerngruppen an unsere Grenzen. Und viele Lehrkräfte geben an, sie seien überfordert und nicht gut vorbereitet auf das heterogene Klassenzimmer von Heute. Der Spagat zwischen Kindern in großen und heterogenen Klassen ist nicht mehr zu bewältigen. Aus diesem Grund brauchen wir viel mehr Lehrkräfte in unseren Schulen und Klassen, um diesem Umstand gerecht zu werden und die Heterogenität bewältigen können.
Wir müssen jetzt die Personalnot bekämpfen, um jedes einzelne Kind individuell fördern und fordern zu können. Und wir müssen die Lehrkräfteversorgung in Rheinland-Pfalz anheben, damit keine Unterrichtsstunde mehr ausfällt. Zwei Kernprobleme identifiziert und Handlungskonsequenzen vorgeschlagen – so sieht unser Weg aus der Bildungs-Misere aus.
Es gilt das gesprochene Wort.