53. Plenarsitzung – Helge Schwab zu “Zeit für eine Reform der Erzieherausbildung – Attraktivität steigern und Fachkräftemangel bekämpfen” – mit Video

Antrag der CDU-Fraktion

Video: Landtag RLP

Pädagogische Fachkräfte tragen täglich zu einer hochwertigen Erziehung und Bildung unserer Jüngsten bei und auf sie kommt es an, wenn es darum geht, das am 1. Juli 2021 in Kraft getretene Kita-Zukunftsgesetz umzusetzen. Land auf, Land ab heißt es jedoch: Erzieherinnen und Erzieher dringend gesucht!

Natürlich stellt sich da die Frage, woher sollen die vielen benötigten Fachkräfte für unsere Kitas kommen – denn schon jetzt herrscht Fachkräftemangel. Was können wir also tun? Gute Ausbildungsbedingungen sind sicherlich ein Baustein.

Werfen wir also einen Blick auf die Erzieherausbildung, denn sie ist der Kern des vorliegenden Antrags. Für sie, also die Erzieherausbildung, fordert die CDU eine umfassende Reform. Es geht nach unserer Lesart um die Dualisierung der Ausbildung. Vorteil: Theorie und Praxis werden eng miteinander verzahnt. Dabei stünden die Auszubildenden den Kitas bereits während der Ausbildung regelmäßig als Zusatzkräfte zur Verfügung. So erhoffen sich Kitaträger auch eine stärkere Bindung der Azubis an die jeweilige Kita. Außerdem würden die Auszubildenden eine Ausbildungsvergütung erhalten, was die Attraktivität der Ausbildung ebenfalls steigern könnte.

Doch – ist es so einfach? Ich glaube das noch nicht so ganz:

Denn wie stehen überhaupt die Fachverbände, die Träger der Erzieherschulen, Ausbildungsleiter und Kita-Träger zu dem vorliegenden Reformvorschlag? Ohne, dass dieses Thema im Bildungsausschuss, wo es meiner Meinung nach hingehört, besprochen wurde, habe ich die letzten Tage dazu genutzt, mir die Rückmeldungen verschiedener Stellen einzuholen – denn das gehört für mich zu einer guten Reform dazu.

An einer umfassenden Umgestaltung und Neuordnung der Erzieherausbildung müssen die davon betroffenen Personengruppen mitgewirkt haben und selbstverständlich auch zu Wort kommen. Ich habe wichtige Reaktionen auf den vorliegenden Antrag erhalten, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte: Zuerst lohnt sich der Blick in den DQR, den deutschen Qualifikationsrahmen – dieser stuft Ausbildungen und Studienabschlüsse ein. Darin übersteigt die Qualifikation der Erzieherausbildung eine duale Ausbildung deutlich. Duale 3-jährige Ausbildungen sind eingestuft als DQR 4. Unsere Erzieherausbildung hat aber das DQR-Niveau 6. Bleibt also zunächst die Frage, ob wir durch die Umstellung der Erzieherausbildung auf ein duales Modell die Ausbildung per se herabqualifizieren? Und was bedeutet das für die bundesweite Anerkennung einer rheinlandpfälzischen Ausbildung?

Zweitens: Der Zugang in die Erzieherausbildung ist nach § 5 der Fachschulverordnung sehr vielfältig – so vielfältig wie es die Lebensentwürfe von Interessierten sind. Die aktuelle Regelung wird diesem Umstand gerecht. Das begrüßen wir. Es sollte also nicht allein um das Ziel einer Vereinheitlichung gehen.

Ein weiteres Feedback gab zu bedenken, ob aus pädagogischer Sicht nicht alle dazu verpflichtet werden sollten, ein angemessen vergütetes Vorpraktikum zu absolvieren. Vielleicht könnt ihr, liebe CDU, mir erklären, warum Auszubildende mit dem Abschluss der Sekundarstufe II (also Abitur) den Praxisalltag in unseren Kitas bereits kennen und einschätzen können, Auszubildende mit Mittlerer Reife aber nicht?

Das sind nur wenige Rückmeldungen, die zeigen sollen, wie viele Fragen noch ungeklärt sind, und aus diesem Grund können wir dem Antrag in der vorliegenden Form derzeit nicht zustimmen. Diese grundsätzlichen Aspekte sollten wir zunächst in der Ausschussarbeit sauber erörtern und klären. Dies ist meine Bitte an Sie, werte Kolleginnen und Kollegen.

Lassen Sie mich aber abschließend noch etwas sagen: Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, hier möchte ich die Fachkräftekampagne nicht unerwähnt lassen und wie schon erwähnt, sind auch gute Ausbildungsbedingungen wichtig. ABER: Das allein wird nicht ausreichen, um den Erzieherberuf attraktiver zu machen. Es geht vor allem um SEHR GUTE Arbeits- und Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die Anhebung des Personalschlüssels, aber auch die Verbesserung der räumlichen Voraussetzungen – um nur zwei Dinge zu erwähnen.

Auch da bleiben wir als FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion am Ball.

Aus den genannten Gründen beantragen wir die Überweisung in den Zuständigen Bildungsausschuss. Ich bin davon überzeugt, dass wir nach einer Expertenanhörung und der Beleuchtung aller Für und Wider alle in der Lage sein werden, eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Es gilt das gesprochene Wort.

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