Medienförderung muss gestärkt werden, um den Anschluss nicht zu verlieren

FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion will Gaming-Branche in Rheinland-Pfalz stärken

MAINZ. Deutschland war mit rund 9,8 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2022 weltweit der fünftgrößte Markt für elektronische Spiele, auch „Games“ genannt. Jedoch beruhen nur rund fünf Prozent des Umsatzes auf in Deutschland entwickelten Spielen, davon viele aus dem Bereich „Mobile Games“. Große Titel hingegen werden nur sehr selten in Deutschland entwickelt. In Rheinland-Pfalz gebe es dabei sechs Standorte mit games-relevanten Studiengängen, darunter Mainz, Trier und Koblenz, und aktuell rund 30 Games-Unternehmen. Das führt Jens Wiechering, Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Software- und Spieleentwicklers Binary Impact sowie regionaler Vertreter des Verbands der deutschen Games-Branche, aus. Zu der Entwicklung der Branche in Rheinland-Pfalz hatten Stephan Wefelscheid, Parlamentarischer Geschäftsführer der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion, und die digitalpolitische Sprecherin Lisa-Marie Jeckel eine Kleine Anfrage an die Landesregierung gerichtet.

„Wie Staatssekretärin Heike Raab es darstellt, sei in Rheinland-Pfalz hinsichtlich der Spieleentwicklung alles auf dem richtigen Weg, die Unternehmen kämen voran, die Medienförderung wirke und entwickele sich weiter – kurzum: Das Land mache seinen Job“, fasst Wefelscheid die Antwort der Landesregierung auf die Anfrage zusammen. „Fakt ist aber: Die Höhe der verfügbaren Fördergelder hat sich seit Beginn der Medienförderung, also der Pilotphase, nicht erhöht, die angefragten Förderungen sind um ein Vielfaches höher als Geld verfügbar ist. Auch personell ist man in der Anfangsphase hängengeblieben und lagert die Arbeit an das Netzwerk ,GameUp!‘ aus, das neben seiner eigentlichen Tätigkeit auch noch die Förderberatung übernehmen soll“, resümiert Wefelscheid.

„Es gibt noch ordentlich Luft nach oben, die Nachfrage ist da“, so Gaming-Experte Jens Wiechering. „Jedoch stehen wir in einer besonderen Konkurrenzsituation zu anderen Staaten. Hier in Deutschland sind die Entwicklerkosten im Schnitt 30 Prozent höher als anderswo. Ein Nachteil, der zumindest teilweise mit Förderungen abgefedert werden muss, um den Gaming-Standort Deutschland und konkret Rheinland-Pfalz weiterzuentwickeln.“ Außerdem habe die Branche folgendes großes Problem mit der Förderung, ergänzt Wiechering: „Es wird von den Entwicklern nicht beantragt, was tatsächlich benötigt wird, sondern das, was rechnerisch am wahrscheinlichsten ist, letzten Endes auch bewilligt zu bekommen. Das führt zu Unterfinanzierung in den Projekten und zu Lohn-Dumping. Da braucht es mindestens eine Vervierfachung der bisher 200.000 Euro dezidierter Förderung. Noch dazu gibt es auch einen Wettbewerb zwischen den Bundesländern. Hier in Rheinland-Pfalz haben wir ein breites Angebot an Studiengängen und daher viele Absolventen im Games-Bereich. Die gehen dann aber lieber nach NRW, Bayern, Berlin-Brandenburg oder Hamburg. Denn dort wird einerseits erheblich stärker gefördert und andererseits sind dortige Beratungsnetzwerke personell viel besser ausgestattet als ‚GameUp!‘ hier in Rheinland-Pfalz.“ Es wirke verfrüht, dass die Landesregierung sich selbst ins Zentrum rücke und betone, die bislang positive Entwicklung der Branche sei vor allem auf die Arbeit des Landes zurückzuführen –  wie die Antwort auf die Kleine Anfrage vermuten lasse, so Jens Wiechering. „Die Gaming-Branche ist generisch gewachsen, allerding sehe ich in der unbürokratisch gestalteten Medienförderung großes Potenzial für die weitere Entwicklung des Standorts. Jetzt muss dieses Potenzial nur genutzt und die Förderung ausgeweitet werden.“

Auf Nachfrage des Abgeordneten Wefelscheid erklärte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt im Rahmen einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses, neben der Medienförderung kämen auch die allgemeiner gehaltenen Förderangebote der ISB für die Gaming-Branche infrage. „Offensichtlich sind diese Angebote aber nicht hinreichend bekannt. Dringend muss die ISB jetzt die geeigneten Angebote an die Branche herantragen und entsprechend beratend tätig werden“, fordert Stephan Wefelscheid.

„Unsere Forderungen an die Landesregierung sind klar“, fassen Jeckel und Wefelscheid zusammen. „Die Medienförderung muss ausgeweitet und personell gestärkt werden, und auch ,GameUp!‘ braucht eine bessere personelle Ausstattung. Es wird Zeit, dass sich die Landesregierung ernsthaft für die Entwicklung des Gaming-Standort Rheinland-Pfalz einsetzt, gerade vor dem Hintergrund der verringerten Bundesförderung und vielfach gestiegener Kosten. Andernfalls verlieren wir den Anschluss in dieser Technologie- und Zukunftsbranche!“

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