Werden kleine, inhabergeführte Apotheken systematisch kaputtgemacht?

FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion sieht besorgniserregende Entwicklung – Land ist gefordert

MAINZ. In Rheinland-Pfalz ist die Gesamtzahl der Apotheken innerhalb von zehn Jahren von 1191 auf 867 zurückgegangen. Bis Ende 2023 werden weitere Schließungen folgen. Für Helge Schwab ist diese Entwicklung nicht nur besorgniserregend, sondern ein weiteres Indiz dafür, das in puncto medizinische Versorgung in der Fläche einiges im Argen liegt. Der Gesundheitspolitische Sprecher der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion fordert die Landesregierung auf, sich in Berlin für die Apotheker starkzumachen.

Helge Schwab verweist in diesem Zusammenhang auf ein Schreiben der Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz. Darin werden unter anderem die Namen von 24 Apotheken im Land ausgeführt, die allein im Zeitraum von Januar bis September 2023 für immer geschlossen haben. Neun weitere werden bis zum Jahresende folgen. Mindestens. „Gängelung, Bürokratie und schlechte Rahmenbedingungen, die eine wirtschaftliche Betriebsführung immer schwerer machen.“ So fasst Helge Schwab die Gründe dafür zusammen, warum immer mehr Apotheken vor dem Aus stehen. Eine Folge ist, dass sich auf längere Sicht nur Betriebskonstruktionen mit mehreren Standorten rentieren.

„Die Regierenden haben sich offenbar bewusst für diesen Weg entschieden“, so Helge Schwab. Der Landtagsabgeordnete weist darauf hin, dass bereits in jüngerer Vergangenheit Vorschriften und Auflagen so verschärft wurden, dass es die „kleinen Apotheken um die Ecke“, die in der Nachbarschaft fest verankert waren und entsprechend gut beraten haben, perspektivisch nicht mehr geben wird. „Selbstständige Apotheker werden quasi dazu getrieben, auf größere Standorte auszuweichen und zu investieren. Dafür müssen sie sich aber verschulden. Gerade ältere Apotheker wollen das nicht. Sie stellen ihren Geschäftsbetrieb ein, obwohl sie noch gerne einige Jahre weitergemacht hätten“, kommentiert Helge Schwab über die Entwicklungen der vergangenen Jahre.

„Aufwand und Ertrag stehen zunehmend in keiner vernünftigen Relation mehr“, so Helge Schwab. Er hat grundsätzlich Verständnis für die Forderungen der Bundesvereinigung der Deutschen Apothekerverbände (ABDA), zu denen unter anderem die Einführung einer Pauschale zur Grundsicherung der Flächendeckung für jede Betriebsfläche gehört. „Auch das bisherige Retaxationsverfahren passt nicht mehr in die Zeit. Es kann doch nicht sein, dass Apotheker, die aufgrund von Medikamentenengpässen auf alternative Produkte ausweichen müssen, auch noch bestraft werden. Apotheker brauchen mehr Entscheidungsfreiheit, um eine schnellstmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten“, macht Schwab deutlich. Der Landtagsabgeordnete befürchtet zudem eine Aushöhlung des Systems durch die geplante Erleichterung der Gründung von Filialen. Solche Pläne würden am Ende nur finanzkräftige Investoren begünstigen. Er verweist in diesem Zusammenhang unter anderem auf einen Bericht in der Rheinpfalz vom 12. Oktober.

Was die Landesregierung tun kann? „Sie kann zumindest in Berlin auf die besonderen Strukturen in Rheinland-Pfalz hinweisen und gerade mit Blick auf die kleineren Apotheken Verbesserungen anmahnen. Ständig auf Zuständigkeiten zu verweisen, hilft nicht weiter – weder den Apothekern noch den Patienten. Gerade Letztere werden die Leidtragenden sein, wenn die Branche eines Tages überwiegend von großen Ketten beherrscht wird“, so Helge Schwab abschließend.

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