Den Bereich Gesundheit wird Herr Schwab anschließend bewerten, im Bereich Wissenschaft möchte ich mich hier auf einen einzigen Punkt konzentrieren, den ich für zukunftsentscheidend halte. Von entscheidender Bedeutung für die Zukunft unseres Landes sind die geistigen und innovativen Fähigkeiten unserer Bürgerinnen und Bürger – der einzige wirklich chancenreiche Rohstoff, den wir besitzen. Diese Fähigkeiten müssen lebenslang bestmöglich entwickelt und gefördert werden, sowohl in der Breite als auch in der Spitze, insbesondere in Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen. Für die Breitenförderung wird viel getan, doch die Spitze kommt zu kurz.
Dringend benötigt werden hervorragend ausgebildete junge Menschen, die in der Lage sind, Weiterentwicklungen in den verschiedensten Bereichen anzustoßen, durchzuführen und zudem Spitzenpositionen auszufüllen. Des Weiteren wird es kaum mehr lebenslange Arbeitsplätze geben. Geistige Flexibilität und die Fähigkeit, sich in neue Gebiete einzuarbeiten, wird also von herausragender Bedeutung sein, vor allem in „höheren Positionen“.
Dazu müssen gerade bei diesen Menschen sowohl ein möglichst hoher Allgemeinbildungs- und Wissensstand erreicht als auch ihre besonderen persönlichen Fähigkeiten gefördert werden. Die Schulen müssen die entscheidende, breite Grundlage gewährleisten, auf der die Hochschulen aufbauen können und hochwertige, spezialisierte Ausbildungen sicherstellen müssen.
Eine zentrale Aufgabe der Hochschulen ist es, hervorragende Wissenschaftler auszubilden, sowohl im Hinblick auf Forschung als auch auf Tätigkeiten in der Wirtschaft und in anderen Gebieten. Wie wichtig dies ist, zeigt sich nicht nur im Moment ganz augenfällig in der Biotechnologie, es gilt auch für viele andere Bereiche.
Lassen sie mich an einem anderen aktuellen Beispiel darstellen, was ich damit meine – an meinem derzeitigen Lieblingsbeispiel, auf das ich hier schon mehrfach eingegangen bin, an einer Technologie, deren Bedeutung gerade unsere grünen Freunde komplett verkennen. Gerade vor wenigen Tagen wurde aus den USA ein Durchbruch bei der Fusionsforschung gemeldet. Hierbei werden Wasserstoffkerne zu Helium verschmolzen, fast ohne radioaktiven Abfall und unter Freisetzung riesiger Energiemengen. Das Grundmaterial gibt es in genügend großen Mengen in Deutschland, was eine unabhängige Energieversorgung garantiert. Mit dem europäischen und dem amerikanischen Weg haben wir nun zwei verschiedene technologische Ansätze zur Lösung der immensen Probleme bei der Beherrschung der gesteuerten Fusion. Wir können sehr sicher sein, dass das Vorhaben gelingen wird, wohl nicht in den aus den USA verkündeten 10 Jahren – 20 Jahre sind realistischer – aber dann steht uns genügend Energie zur Verfügung. Die Zukunft liegt langfristig also nicht in der Solartechnologie, nicht in Windrädern – vor allem nicht in Windrädern auf bewaldeten Kammlagen, was der Wasserrückhaltung widerspricht. Sie liegt nur bedingt in der Wasserstofftechnologie sondern wahrscheinlich in der Kernfusion. Allerdings haben wir aus ideologischen Gründen in den letzten Jahren in Deutschland nicht genug Wert auf dieses Forschungsgebiet gelegt, in dem wir mit führend waren. Wir müssen die Forschungsanstrengungen wieder dringend verstärken, damit wir in diesem Hochtechnologiebereich nicht hoffnungslos hinterherhinken.
Warum all diese Ausführungen? Was hat das mit dem Einzelplan 15 zu tun? Nun, eine ganze Menge! Denn es geht auch hier um ein wichtiges Wissenschaftsprojekt und auch in diesem geht nichts ohne hervorragende Wissenschaftler. Und um die Ausbildung hervorragender Wissenschaftler zu gewährleisten braucht es besondere Anstrengungen in Lehre und Forschung, was nur mit einem umfangreichen und leistungsstarken akademischen Mittelbau erreicht werden kann. Dort wird die grundlegende Arbeit geleistet, damit entsprechend gute Lehre und Forschung stattfinden kann. Daher muss gerade dieser akademische Mittelbau personell und finanziell weiter gestärkt werden und auch das Arbeitsumfeld attraktiv sein. Deswegen sind auch die Etats für Sachmittel und Energie soweit zu erhöhen, dass keine Personalmittel dafür umgewidmet werden müssen.
Auch Forschungsprojekte innerhalb und außerhalb der Hochschulen sowie außeruniversitäre Forschungseinrichtungen benötigen erhöhte Mittelzuweisungen, insbesondere auch für die Wasserstoff- und Kernfusionstechnologien. Zu all diesen Forderungen gibt es Haushaltsansätze, die aber der enormen Bedeutung der angesprochenen Aufgaben nicht angemessen sind. Wir wissen natürlich, dass das Land solche Großprojekte nicht allen betreiben und finanzieren, sondern oft nur einen kleinen Beitrag leisten kann. Aber es kann Zeichen setzen und über den Bund und Europa wichtige Anstöße zu einer zukunftsfähigen Wissenschaft geben. Dies alles erwarten die FREIEN WÄHLER von der Landesregierung.
Es gilt das gesprochene Wort.