MAINZ. Für Stephan Wefelscheid, MdL, Parlamentarischer Geschäftsführer der FREIE WÄHLER-Fraktion, geht der Ausbau der erneuerbaren Energien viel zu langsam voran – und er brachte dies deutlich in seiner Rede zum Ausdruck.
Für den schleppend verlaufenden Ausbau der erneuerbaren Energien sieht Wefelscheid mehrere Gründe. Zum einen würden Investitionen in Photovoltaik systemisch ausgebremst. Neben der zu geringen Einspeisevergütung bei teilweisem Selbstverbrauch müssten vor allem die Planungsverfahren beschleunigt werden. „Wenn es bei der Planung eines Solarparks acht Jahre vom Bauantrag bis zur Fertigstellung dauert, werden wir die gesetzten Klimaziele nicht erreichen“, ist sich Wefelscheid sicher.
Zweites Problem: Es fehlen ausreichend Energiespeicher. Daher fordert der Parlamentarische Geschäftsführer sowohl zentrale Speicher als große Puffer (Pumpspeicher, Batteriekraftwerke) als auch dezentrale Speicher bei Abnehmern (E-Tankstellen, Gewerbe, Wohnquartiere etc.) und Erzeugern gerade mit Spitzenlasten. Damit könne das Netz entlastet und ausgelastet werden. Und Wefelscheid sieht einen weiteren Vorteil: „International erhält Deutschland einen gewaltigen Marktvorteil als Stromexporteur (kann immer zum besten Preis verkaufen und Überkapazitäten aufbauen.“
Außerdem sei der Wärmemarkt unterentwickelt. Denn Gas- und Ölheizungen sind für einen großen Teil des Verbrauchs fossiler Brennstoffe in Deutschland verantwortlich und aktuelle Lösungsansätze wie Pelletheizungen sowie Wärmepumpen nur bedingt einsetzbar. Die
Alternativen sind die Nah- und Fernwärme. „Besonders interessant ist hier zum Beispiel die Nutzung von Abwärme aus der Industrie und von Kraftwerken. Hierfür müssen entsprechende Infrastrukturen geschaffen werden, um die Abwärme von Industriebetrieben, die sonst meist in die Luft abgeleitet wird, günstig abzunehmen und damit die Privathaushalte zu heizen“, fordert Wefelscheid.
Und zu guter Letzt sieht Wefelscheid ein Problem bei der angestrebten Mobilitätswende – denn die gehe ebenfalls viel zu langsam vonstatten. Die Unabhängigkeit von Erdöl müsse schneller erfolgen, vor allem der Verkehrssektor sei als größter Ölverbraucher gefordert. Weil Wasserstoff allerdings bislang nur bedingt einsatztauglich ist und künstliche Kraftstoffe nur geringe Wirkungsgrade aufweisen, ist für Wefelscheid die Elektromobilität die erfolgversprechendste Technologie. Doch hier steht einer schnellen Mobilitätswende eine unzureichende Netz- und Ladeinfrastruktur im Weg. „Der Auftrag an die Politik lautet: Die Netze müssen dringend ertüchtigt werden, Ladepunkte massiv zugebaut und Anreize geschaffen werden, vom Individualverkehr auf den ÖPNV umzusteigen“, fordert Wefelscheid.
Außerdem müsse man in Sachen Windkraft und Photovoltaik umdenken: „Solange es heißt: Windkraft ja, aber bitte nicht vor meiner Haustür. Solange es heißt: Photovoltaik, aber bitte nicht in der Sichtachse des UNESCO Welterbes. Solange es heißt: Geothermie ja, aber bitte nicht bei mir im Ort – solange wird das nichts mit der schnellen Energiewende“, macht der Parlamentarische Geschäftsführer deutlich.