der „Waldzustandsbericht 2021“ ist auch deshalb ein wichtiges Dokument, weil Rheinland-Pfalz mit 42 Prozent beziehungsweise 840.000 Hektar bewaldeter Fläche das waldreichste Bundesland ist. Ich gehe davon aus, dass alle Abgeordneten diesen Bericht gründlich gelesen haben. Daher erübrigt sich die Wiederholung einzelner Feststellungen.
Auf einige, mir wichtig erscheinende Punkte möchte ich aber dennoch eingehen:
Der Wald ist nicht nur unser wichtigster Sauerstoff-Lieferant, sondern bindet auch CO2: Die Bäume, die auf einem Hektar Wald stehen, speichern Jahr für Jahr sechs Tonnen dieses klimaschädlichen Gases. Landesweit werden also jährlich mehr als fünf Millionen Tonnen CO2 im Wald gespeichert -das entspricht etwa dem Jahresausstoß zweier Kohlekraftwerke.
Unsere Wälder sind zudem wertvolle und unverzichtbare Ökosysteme, deren Leistung honoriert werden muss, die aber auch einen besonderen Schutz brauchen. Insbesondere muss der Humusaufbau der Waldböden gefördert werden als wichtige Wachstumsgrundlage und natürlicher Wasserspeicher. Gerade im Hinblick auf die Abmilderung der schrecklichen Folgen von Starkregenereignissen ist seine Aufnahmekapazität von herausragender Bedeutung. Dies alles gilt vor allem für Gipfellagen und Gebiete mit großflächigen Waldverlusten, die z.B. durch Trockenheit und Borkenkäferbefall vor allem in Fichtenkulturen entstanden sind. Genau dort ist also eine zeitnahe Wiederaufforstung von Kahlflächen zwingend erforderlich, um den Boden vor Erosion zu schützen und seine lebenswichtige Funktion nicht nur zu erhalten sondern auch zu stärken. Eine andere Nutzung dieser Flächen darf nur in besonderen Notfällen ermöglicht werden.
Über all dies hinaus fungiert der Wald auch als angestammter Lebensraum für viele Wildtiere und viele Pflanzenarten, ein weiterer, nicht zu unterschätzender Beitrag für den Erhalt unserer gefährdeten Natur.
Die Hilfen, die Bund und Land den privaten und kommunalen Waldbesitzern für die notwendige Wiederaufforstung gewähren, müssen im Interesse des Erhalts dieses einmaligen Ökosystems und des Klimaschutzes aufgestockt werden. Eine weitere Unterstützung wäre die Bevorzugung von Holz aus heimischer Produktion als Baumaterial und Brennstoff, so wie es die FREIEN WÄHLER schon mehrfach vorgeschlagen haben. Dadurch können zusätzlich auch klimaschädliche Transporte verringert und für uns unkontrollierbare Abholzungen verhindert werden.
Die Experten von Landesforsten Rheinland-Pfalz sind aufgerufen, den Staatswald vor allem mit solchen Baumarten aufzuforsten, die mit den veränderten klimatischen Rahmenbedingungen, also vor allem mit Hitze- und Dürreperioden, besser zurechtkommen. Standortgerechte heimische Baumarten sind dazu besonders geeignet. Artenreichen Mischwäldern sollte u.a. wegen der Gefahr von Schädlingsbefall gegenüber Monokulturen der Vorzug gegeben werden. Diese Überlegungen gelten natürlich auch für Privatwälder.
Besonders interessant finde ich das in der Erprobung und Optimierung befindliche Tool, das die Forstämter seit Juli 2021 bei der Auswahl der zum veränderten Klima passenden Baumartenwahl unterstützen soll (Sie finden den Bericht auf den Seiten 60 bis 63 im Waldzustandsbericht). Auf Grundlage der gesammelten Standortinformationen in Verbindung mit regionalisierten Klimaprojektionen werden die ökologische Eignung und die Risikopotenziale von Baumarten bewertet, um daraus standortgerechte Empfehlungen abzuleiten. Ich bin zuversichtlich, dass sich dadurch so gravierende Fehlentscheidungen wie einst das Favorisieren von Fichten in Zukunft verhindern lassen.
Zusammenfassend: Trotz ausreichender Niederschläge im vergangenen Jahr hat sich die Hoffnung auf eine Erholung des Waldes nicht erfüllt. Die Forstexperten haben bei ihren Bestandsaufnahmen festgestellt, dass unsere Wälder stärker und länger unter den Folgen der Dürrejahre leiden, als das bisher zu beobachten gewesen sei. Dazu tragen auch Luftschadstoffe bei: Die Belastung durch sauren Regen sowie Schwefeldioxid und Schwermetalle überfordert noch immer das Pufferpotenzial vieler Waldböden.
Den Ursachen der Luftverschmutzung und des Klimawandels kann das Land alleine nicht abhelfen. Dies kann nur im Zusammenwirken mit dem Bund und allen Nationen gelingen. Die Landesregierung sollte deshalb die Bundesregierung dabei unterstützen, die notwendigen Maßnahmen zum Schutz von Umwelt und Klima zügig umzusetzen und auf andere Nationen einzuwirken, ihre Beiträge im Kampf gegen Waldsterben und Klimawandel zu leisten.
Es gilt das gesprochene Wort.