Wefelscheid: Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt muss Klarheit schaffen und Antworten liefern
MAINZ/KOBLENZ. „Rhein in Flammen. Romantisch, faszinierend, einfach sensationell!“ So heißt es im Internet auf der Seite der Rheinland-Pfalz Touristik GmbH (RPT), dem Veranstalter des traditionsreichen Feuerwerks am Rhein zwischen Koblenz und Boppard. Jedes Jahr aufs Neue begeisterte „Rhein in Flammen” als touristischer Magnet hunderttausende Besucher, die das Ufer des Rheins säumen und feiern. Etwa 25.000 Gäste auf mehr als 70 Schiffen erlebten dieses einmalige Feuerwerk-Spektakel an Bord eines Personenschiffes der Rheinschifffahrt. Eine „Magic Night“, die internationalen Ruf genießt, flankiert vom dreitägigen Koblenzer Sommerfest als Rahmenprogramm zum Feuerwerk-Spektakel sowie weiterer Festveranstaltungen am Rheinufer von Braubach, Lahnstein, Spay und Rhens. Doch nun scheint „Rhein in Flammen“ in seiner bisherigen so traditionsreichen Form in Gefahr.
In den jüngsten drei Jahren fand, insbesondere Corona-bedingt, „Rhein in Flammen” nicht beziehungsweise nicht wie gewohnt statt. Grundlage für die Durchführung von „Rhein in Flammen” in seiner bisherigen Form sind die verkauften Schiffsplätze, denn die wasserseitige Veranstaltung (Schiffskonvoi und Feuerwerke), finanzierte sich bislang vor allem durch Einnahmen aus dem Schiffskonvoi in Form einer Feuerwerksabgabe pro Schiffsticket. Damit wurden unter anderem Ausgaben für die Feuerwerke, die Ufer-Illuminierung und die Lichtinstallationen sowie Kosten für die Sicherheit und notwendige Genehmigungen auf dem Streckenabschnitt des Rheins finanziert. Pandemiebedingt haben sich sowohl die Anzahl der Personenschifffahrtsbetreiber als auch – durch Abstandsregelungen und weitere Anforderungen – die Gästeanzahl auf den Schiffen, verringert. Aufgrund der deutlichen Reduzierung der verkauften Schiffsplätze ergibt sich voraussichtlich eine nicht unerhebliche Finanzierungslücke. Über die Landesgrenze hinaus hat dies dazu geführt, dass die Stadt Bonn „Rhein in Flammen” im Jahr 2023 mit bis zu 40.000 Euro unterstützen wird, um dort die Veranstaltung zu sichern und die Marke langfristig nicht zu beschädigen.
Auch in Rheinland-Pfalz fanden wohl bereits Gespräche mit kommunalen Vertretern statt, um die mögliche Lücke durch finanzielle Beteiligung der bislang beteiligten Kommunen zu schließen, was jedoch neben finanziellen auch verwaltungstechnischen Problemen begegnet – zumal „Rhein in Flammen“ eine Marke der RPT ist.
Der Koblenzer Landtagsabgeordnete Stephan Wefelscheid, MdL, tourismuspolitischer Sprecher der FREIE-WÄHLER-Landtagsfraktion, nahm dies im jüngsten Plenum des Landtags zum Anlass, die Tourismusministerin Daniela Schmitt (FDP) direkt auf die Zukunft von „Rhein in Flammen“ anzusprechen. „Im Rahmen der Debatte zum Einzelplan 08 bekannte sich die Landesregierung zwar zu den ,touristischen Hotspots‘ in Rheinland-Pfalz. Auf meine direkt an die Landesregierung gerichtete ausdrückliche Nachfrage, ob dieses klare Bekenntnis auch die bedeutsame und etablierte Veranstaltung ,Rhein in Flammen‘ umfasse, herrschte Schweigen im Walde. Eine Antwort blieb aus“, so Stephan Wefelscheid, der dies „ehrlich gesagt“ nicht nachvollziehen kann. Denn ausgerichtet wurde „Rhein in Flammen” bisher maßgeblich von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT), also der Landesmarketingorganisation des Landes Rheinland-Pfalz. Wefelscheid: „Die RPT besitzt mit ,Rhein in Flammen‘ nicht nur eine starke Marke mit überregionaler Strahl- und Anziehungskraft, sondern hat damit jahrelang auch gutes Geld verdient. Die Entwicklung weiter nördlich in Bonn hat mich aufhorchen lassen. Tourismusministerin Schmitt sollte nicht den gleichen Fehler machen wie die Kollegen in Nordrhein-Westfalen und die Kommunen mit der Weiterentwicklung alleine lassen. Weder Braubach, Spay, Rhens, Lahnstein oder Koblenz können es sich organisatorisch und auch finanziell leisten, so eine große Veranstaltung ohne das Land auf die Beine zu stellen. Und gerade jetzt, wo nach der Pandemie die Hilfe und Unterstützung des Landes für den heimischen Tourismus so wichtig ist, bedarf es eigentlich eines verstärkten Engagements der RPT, statt eines Rückzugs. Hier erwarte ich von der Landesregierung ein klares Bekenntnis zum traditionellen ,Rhein in Flammen‘ und von der RPT eine konsequente Weiterentwicklung dieser wertvollen Marke und Veranstaltung. Ministerin Daniela Schmitt ist hier gefordert, Klarheit zu schaffen!“
Die schweigende Haltung der Landesregierung auf die konkrete Frage des Abgeordneten Wefelscheid nahm dieser im Nachgang zum Anlass, eine Kleine Anfrage an die Landesregierung zu richten. Unter anderem möchte er wissen, ob auch im Jahr 2023 „Rhein in Flammen” durch die RPT durchgeführt wird, in der Form wie vor Corona und ob das Land Rheinland-Pfalz für „Rhein in Flammen” für das Jahr 2023 eine Finanzierungslücke erwartet und wie diese kompensiert werden soll. Ihn interessiert auch, welche Pläne die Landesregierung verfolgt, um den Tourismusmagnet „Rhein in Flammen” für die nächsten Jahre in eine sichere Zukunft zu führen und die Marke langfristig nicht zu beschädigen. Und vor dem Hintergrund der Probleme in NRW fragt Wefelscheid: Steht die Landesregierung Rheinland-Pfalz im Austausch mit dem Nachbarbundesland Nordrhein-Westfalen, um gemeinsame Strategien zu entwickeln, diese Veranstaltung mit langer Tradition und überregionaler Strahlkraft zu sichern? Und schlussendlich: Wie hoch ist nach Ansicht der Landesregierung der mit der genannten Veranstaltung im Zusammenhang stehende Auslastungsgrad in der Gastronomie, Hotellerie und den nachgelagerten Wirtschaftszweigen für Rheinland-Pfalz?
Auf die Antworten ist sicherlich nicht nur Stephan Wefelscheid gespannt.