67. Plenarsitzung – Helge Schwab zu „Einführung eines verpflichtenden vorschulischen Sprachtests zur Sicherstellung der Bildungsgerechtigkeit“

Antrag der FREIE WÄHLER-Fraktion

Video: Landtag RLP

An den Beginn meiner Rede möchte ich nicht meine eigenen Worte stellen, sondern die der Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger aus einem Interview im Februar dieses Jahres – mit Erlaubnis des Präsidenten darf ich zitieren: „Wir brauchen flächendeckend und frühzeitig verbindliche Sprachtests. Die gibt es nicht überall und wenn es sie gibt, folgt daraus nicht zwingend etwas.“ Zitat Ende.

Beide Forderungen der Bundesbildungsministerin greift der vorliegende Antrag auf. Es geht uns darum, flächendeckende Sprachtests für Kleinkinder einzuführen, die nicht nur sinnvoll, sondern absolut notwendig sind. So sollen fehlende Deutschkenntnisse vor der Einschulung gezielt aufgedeckt und diese durch verpflichtende Sprachfördermaßnahmen behoben werden.

Die Dringlichkeit dieser Maßnahmen verdeutlicht ein sehr aktuelles wie akutes Beispiel: Im April wurde bekannt, dass an der Grundschule Gräfenau in Ludwigshafen 44 Erstklässlerinnen und Erstklässler von der Nicht-Versetzung bedroht sind. Die Schulleiterin hat klar darauf hingewiesen, dass unzureichende Sprachkenntnisse die Hauptursache sind. Diese Defizite erschweren das Verstehen der Unterrichtsinhalte und behindern den Erwerb basaler Kompetenzen.

Die Folgen sind gravierend: Ein Großteil dieser Kinder wird das erste Schuljahr wohl wiederholen müssen, was nicht nur für die betroffenen Kinder und ihre Familien belastend ist, sondern auch für unser Bildungssystem eine enorme Herausforderung darstellt. Gezielte Sprachtests und verpflichtende Fördermaßnahmen würden dem frühzeitig entgegenwirken.

Und ich habe noch ein Schlagwort für Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen der SPD und GRÜNEN: Bildungsgerechtigkeit.

Der kompetente Umgang mit der deutschen Sprache bildet die Grundlage für einen erfolgreichen Bildungsweg. Leider weisen zahlreiche Kinder beim Eintritt in die Grundschule sprachliche Defizite auf, die sich negativ auf ihre gesamte Bildungsbiografie auswirken können. Diese unterschiedlichen sprachlichen Ausgangsvoraussetzungen widersprechen dem Ziel der Bildungsgerechtigkeit bereits zu Beginn der Schullaufbahn.

Durch gezielte Sprachtests und verpflichtende Fördermaßnahmen können wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass alle Kinder die gleichen Chancen auf Bildungserfolg und gesellschaftliche Teilhabe haben.

Und um es gleich vorwegzunehmen: Sicherlich ist auch das Startchancenprogramm im Zusammenhang mit Bildungsgerechtigkeit ein wichtiger und richtiger Baustein. Allerdings können nicht alle Kinder davon profitieren. Ausgewählt wurden 200 Schulen – davon 120 Grundschulen. Unser Vorschlag hingegen soll ALLEN Kindern zugutekommen.

Die Maßnahme unterscheidet daher nicht nach herausfordernder Lage, macht keine Unterschiede zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund oder zwischen Kindern im Kindergarten oder ohne Kindergartenbesuch. Bildungsgerechtigkeit bedeutet für uns, alle Kinder in den Blick zu nehmen und dort zu handeln, wo Bedarf ist. Daher soll ein Konzept zur Durchführung eines verpflichtenden Sprachtests für ALLE viereinhalbjährigen Kinder erarbeitet werden. Und wenn sich durch das Testverfahren sprachliche Defizite feststellen lassen, sollen Konsequenzen folgen. Dann müssen eben Sprachfördermaßnahmen angeordnet werden. Denn nur wer die deutsche Sprache beherrscht, kann dem Unterricht in erforderlichem Maße folgen und seine Talente entfalten.  

Es liegt in unserer Verantwortung, die bestmöglichen Voraussetzungen für die Bildung und Zukunft unserer Kinder zu schaffen. Lassen Sie uns daher gemeinsam diesen wichtigen Schritt gehen und dafür sorgen, dass kein Kind aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse benachteiligt wird. Die Einführung verpflichtender Sprachtests und Fördermaßnahmen ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung und ein bedeutender Beitrag zur Sicherstellung ihrer Bildungsgerechtigkeit in Rheinland-Pfalz.

Es gilt das gesprochene Wort.

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