61. Plenarsitzung – Helge Schwab zu “Deutsch in den Mittelpunkt stellen – Herkunftssprachenunterricht abschaffen”

Antrag der AfD-Fraktion

Ich glaube, dass ich in den letzten Plenarsitzungen keinen Zweifel daran gelassen habe, welchen Stellenwert Deutsch als Unterrichtssprache für mich und die FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion hat. Ganz klar und unmissverständlich habe ich mich dafür ausgesprochen, dass die Deutschkompetenzen – also das Lesen, Schreiben und Zuhören – von zentraler Bedeutung für den Schulerfolg in allen Fächern sind. Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen Deutsch als Handwerkszeug, um dem Unterricht folgen zu können.

Aber ist der Herkunftssprachenunterricht Schuld an fehlenden oder mangelnden Deutschkenntnissen unserer Schülerinnen und Schüler? Gewiss nicht. Hier spielt die antragstellende Fraktion wieder ihr altbekanntes Spiel: Auf anspruchsvolle Fragen gibt sie nur einfache, vorurteilsbehaftete Antwort; und Dinge werden wieder gegeneinander ausgespielt – im vorliegenden Antrag: die Herkunftssprache gegen die Zielsprache.

Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Kein Kind muss die Sprache seiner Eltern vergessen, um eine andere Sprache zu erlernen. Es ist aus wissenschaftlicher Sicht absolut unstrittig, dass der korrekte Erwerb der eigenen Herkunftssprache für den Erwerb weiterer Sprachen außerordentlich förderlich ist und keinesfalls zu schlechteren Ergebnissen im Deutschunterricht führt.

Das haben auch die EU-Mitgliedsstaaten anerkannt und die Mehrsprachigkeit als besonders förderliche Schlüsselkompetenz für Identitätsbildung, beruflichen Erfolg, aktive Bürgerschaft und Integration ernannt. In diesem Zusammenhang verpflichten sich die Staaten zur Pflege der Muttersprache und zum Erhalt der natürlichen Mehrsprachigkeit. Diesem Umstand wird der Herkunftssprachenunterricht gerecht, wenn er in einem angemessenen Umfang und auf freiwilliger Basis angeboten wird. So wie es auch Rheinland-Pfalz praktiziert wird.

Und ich sehe auch keine Entwicklung dahin, dass Herkunftssprachen wie Arabisch, Türkisch, Italienisch oder Farsi in der Schule das Deutsche zurückdrängen – sie werden lediglich zusätzlich zur Landes- und Unterrichtssprache angeboten. Der hohe Stellenwert der deutschen Sprache ist dabei unumstritten und steht für die FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion heute und auch zukünftig nicht zur Diskussion.

Und ich möchte direkt noch eine andere Debatte vorwegnehmen. Auch die Frage um eine Deutschpflicht auf dem Schulhof ist veraltet und längst überholt. Wer das fordert, weiß scheinbar nicht, was das bei Kindern, Jugendlichen und sogar Erwachsenen bewirkt. Eine Hamburger Forschungsgruppe hat sich genau mit dieser Thematik beschäftigt und den Versuch gemacht.

Dabei hat sich nur eines gezeigt: Wenn wir die Herkunftssprachen in unseren Schulen verbieten, führt das nicht dazu, dass mehr Deutsch gesprochen wird, sondern dazu, dass die Kinder sich zurückziehen und verstummen. Sprachenlernen funktioniert nicht mit der Brechstange.

Der bessere Weg wäre also, mehr Begeisterung und eine natürliche Betroffenheit für die neue Zielsprache Deutsch zu wecken. Sagen wir es also in klaren Worten: Wenn es darum geht, dass Kinder besser und mehr Deutsch lernen, hilft das Abschaffen des Herkunftssprachenunterrichts nicht. Aus diesem Grund lehnen wir auch den vorliegenden Antrag ab. Für uns sind zwei Punkte entscheidend und lösungsorientiert: Wir brauchen mehr Deutschunterricht an unseren Schulen. UND wir brauchen einen motivierenden, lebensweltnahen Deutschunterricht, der in meiner Wunschvorstellung zu Begeisterungsstürmen bei unseren Kindern und Jugendlichen führt. Das forderten wir bereits im letzten Plenum und erhielten dazu von der Bildungsministerin Frau Dr. Hubig zumindest lobende Worte.

Die FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion steht weiterhin dafür, sich konstruktiv, aber keinesfalls einseitig für gute Deutschkompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler einzusetzen.

Es gilt das gesprochene Wort.

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