58. Plenarsitzung – Helge Schwab zu “Intensivklassen einrichten, die Sprachkompetenz steigern und damit den Schulstart in das deutsche Schulsystem erleichtern”

Antrag der CDU-Fraktion

Wir alle, ob in der Regierungskoalition oder der Opposition, tragen gemeinsam die Verantwortung dafür, dass unser Land funktioniert. Dass es in Rheinland-Pfalz rund läuft. Und gerade wird mit Blick auf unsere Schulen immer offensichtlicher, dass gerade das nicht der Fall ist. – So wie uns dies der IQB-Bildungstrend und PISA in den letzten Monaten deutlich vor Augen geführt haben.

Darauf müssen wir reagieren!

Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass wir auch gemeinsam nach den besten Lösungen für unsere Kinder und Jugendlichen suchen – und so verstehe ich den hier vorliegenden Antrag der CDU und der von uns im weiteren Verlauf der Sitzung noch folgende Antrag. Gerade die Ergebnisse der großen Schulleistungsstudien machen den akuten Handlungsbedarf offensichtlicher denn je.

Aus den Daten wurde klar, dass gerade die Herausforderung rund um die Integration von nicht Deutsch sprechenden Kindern und Jugendlichen die Situation noch einmal verschärft hat. Und daher möchte ich mit Ihnen gemeinsam und aufrichtig in den Alltag unserer Schulen schauen: Dort kommen Kinder und Jugendliche an, die kein oder nur wenig Deutsch sprechen. Mit dem Konzept der Immersion sollen sie nun Deutsch lernen.

Das heißt konkret: Sie sollen in einem für sie fremden Sprachumfeld – ganz beiläufig und nebenher zum eigentlichen Schulstoff – die deutsche Sprache erlernen. Das ist das sogenannte „Sprachbad“. Natürlich verstehe ich den zugrundeliegenden Ansatz, dass man damit die neu ankommenden Kinder nicht ausgrenzen will.

Aber wenn wir bei dem Bild des Sprachbads bleiben: Dann können die einen sich sicher im Becken tummeln, während sich die anderen ohne das entsprechende Können krampfhaft am Beckenrand festhalten.

Das ist leider aktuell die Realität. Und grenzt mindestens genauso aus.

Und auch sonst stellt sich mir die Frage: Würden Sie die Kinder ohne entsprechende Fähigkeiten zum Schwimmen lernen ins Wasser werfen? Ich hoffe doch nicht. So in etwa muss es sich für diese Kinder und Lehrkräfte vor Ort nämlich anfühlen. Lehrkräfte, die mit viel Hingabe und Engagement versuchen, alle Kinder über Wasser zu halten und das Schwimmen beizubringen, während der Unterricht irgendwie weitergehen muss.

Liebe Kolleginnen und Kollegen: Dieses Konzept kann auf Dauer nicht gut gehen und es funktioniert in der Realität auch schlicht nicht.   Wenn wir den Kindern, die keine oder nur geringe Deutschkenntnisse haben, zunächst die ersten Bewegungen an die Hand geben könnten, um sich sicher und wohl in den Gewässern des Lernens zu bewegen, wäre das ein Zeichen für Bildungsgerechtigkeit und Integration. Und wir würden so die Grundlage für die weiteren Lernerfolge legen und den Kindern viele Schwierigkeiten ersparen.

Wir müssen handeln. Es muss sich etwas ändern.

Und das Gute ist: Wir müssten in Rheinland-Pfalz das Rad nicht einmal neu erfinden. Wenn wir beispielsweise auf die andere Rheinseite nach Hessen schauen, arbeitet man dort bereits mit Intensivklassen. Hier werden die Kinder, die neu im deutschen Schulsystem ankommen, erst einmal behutsam aufgenommen und ohne Überforderung werden ihnen die wichtigen sprachlichen Grundlagen vermittelt.

Intensivklassen sind dabei keineswegs ausgrenzend, wenn man es nur gut macht: Während man für das intensive Lernen der deutschen Sprache unter sich ist, können oder sollen sogar Fächer wie Sport oder Kunst und Musik gemeinsam erfolgen. Und Patenschaften, die unter den Kindern gegründet werden können, runden ein solches Konzept noch ab. Dieser Ansatz würde allen Kindern zugutekommen und gleichzeitig die Lehrkräfte in unserem Land entlasten.

Das unterstützen wir als FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion. Genauso wie wir uns auch ausdrücklich für den Vorschlag aussprechen möchten, dass es bei jedem Einstieg oder Wechsel in das rheinland-pfälzische Bildungssystem einen verpflichtenden Sprachtest gibt.
Nur so kann überprüft werden, ob die Kinder und Jugendlichen über die erforderlichen sprachlichen Fähigkeiten verfügen, um erfolgreich am Unterricht teilzunehmen. Wenn nicht, muss gehandelt werden. Das ist in unseren Augen Bildungsgerechtigkeit.   Deshlab stimmen wir dem Antrag zu!

Es gilt das gesprochene Wort.

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