Hochwasser an der Mosel: Welche Rolle spielt „planmäßige Revision“ der Wehre?

Cochem von Überschwemmungen betroffen / Wefelscheid befragt Landesregierung zu Grund und Auswirkungen der geschlossenen Wehre

MAINZ/COCHEM. Rheinland-Pfalz erlebt in den ersten Tagen des neuen Jahres teils intensive Hochwasser als Folge anhaltender Regenfälle. Wie der SWR berichtete, stiegen in der Nacht zum 5. Januar die Wasserstände in Cochem bis zum Pegel-Höchststand, während sich die Situation andernorts etwas entspannt habe. In Cochem laufe die „Altstadt langsam voll“, Abschnitte der B49 im Stadtgebiet seien gesperrt, Weinlokale stünden im Wasser und Keller müssten ausgepumpt werden. Zudem sei der Busverkehr stark beeinträchtigt.

Bereits in den vorangegangenen Tagen wurde durch die Hochwasservorhersagezentrale RLP lokal mit einem größeren Pegelanstieg gerechnet, als es für ein zweijährliches Hochwasser üblich wäre. Grund dafür sei, dass einige Wehre der Staustufen Koblenz, Müden und Detzem aufgrund einer planmäßigen Instandsetzung mit Revisionsverschlüssen versehen sind, die nicht kurzfristig geöffnet werden können. Demnach sei durch den Rückstau ein zusätzlicher Pegelanstieg um bis zu einem Meter vor dem Wehr anzunehmen, wie die Rhein-Zeitung am 4. Januar 2024 berichtete.

Der Verbandsgemeindebürgermeister Cochems, Wolfgang Lambertz, zeigt sich in dem Bericht der Rhein-Zeitung über den Wartungszeitpunkt verwundert, da Hochwässer zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich seien. Zudem hatte die Kreisverwaltung Cochem-Zell die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung aufgefordert, von Instandsetzungsarbeiten in einer Zeit mit erhöhtem Risiko für Hochwasserlagen abzusehen.

Stephan Wefelscheid, Parlamentarischer Geschäftsführer der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion, richtete bereits am Morgen des 5. Januar eine Kleine Anfrage an die Landesregierung: „Mir erschließt sich aus den bisher bekannten Fakten nicht, warum ausgerechnet in der Hochwassersaison und noch dazu in einer Zeit, in der andere Teile Deutschlands bereits massiv unter Hochwasser leiden und seit Wochen starke Regenfälle verzeichnet werden, Wehre für planmäßige Wartungen gesperrt werden.“

Daher fragt Wefelscheid: „Was ist Sinn und Zweck dieser Wartungsarbeiten? Warum gerade jetzt? Warum wurden sie nicht verschoben oder unterbrochen, als klar wurde, dass wir mit erheblichen Wassermengen rechnen müssen? Und welche konkreten Auswirkungen hat der künstlich höhere Wasserstand auf die betroffenen Gemeinden?“

Auffällig sei demnach, dass in Cochem über Nacht der Wasserstand laut SWR zunächst um rund 20 Zentimeter gestiegen sei, während andernorts fallende Pegel verzeichnet wurden. „Sollte sich herausstellen, dass die nun entstandenen Schäden in Cochem und anderswo auf die geschlossenen Wehre zurückzuführen sind, so ist umgehend die Frage der Verantwortung für die Revision der Wehre zu klären und nachvollziehbar darzulegen, warum dem Vorrang vor der Sicherheit der Bevölkerung eingeräumt wurde“, fordert Stephan Wefelscheid. „Es bleibt nur, all denen zu danken die bei der Sicherung der Ortschaften helfen und denen Glück zu wünschen, die ihr Hab und Gut der Überschwemmung ausgesetzt sehen. Ich erhoffe mir, dass die konkreten Antworten der Landesregierung Verbesserungspotenziale für die nächsten Jahre aufzeigen, um solche Vorkommnisse zu verhindern.“

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