50. Plenarsitzung – Helge Schwab zu „Starke Bauern – starkes Land: regionale Landwirtschaft gut für Land und Leute“ – mit Video

Aktuelle Debatte auf Antrag der FREIE WÄHLER-Fraktion

Video: Landtag RLP

Rheinland-Pfalz galt lange Zeit als „das Land der Rüben und Reben“, oftmals wurde diese Bezeichnung spöttisch genutzt. Wir FREIE WÄHLER sind der Meinung, dass wir sehr selbstbewusst als Rheinland-Pfälzer mit dieser Kommentierung umgehen können. Starke Bauern im Land, sorgen für regionale Lebensmittel und dies ist gut für Land und Leute.

Doch wir müssen auch die Zeichen der Zeit erkennen und aus diesem Grund haben wir diese Aktuelle Debatte angemeldet, da die Versorgung mit gesunden und regional produzierten Lebensmitteln in diesen Zeiten immer schwieriger wird. Weltweite Krisen haben Einfluss auf die Lebensmittelproduktion. Die Umstellung unserer Energie sorgt nebenbei auch für Engpässe bei Düngemitteln. Zudem wirkt der Fachkräftemangel bis in unsere Heimatregionen und führt zu Schließungen von einer Vielzahl an Unternehmen.

Jüngst vermeldete der Schlachthof in Zweibrücken, dass er aufgrund von Fachkräftemangel schließen muss. Wohlmöglich öffnet er zu einem späteren Zeitpunkt wieder. Das Bäcker- und Metzgerhandwerk vermeldet eine Zunahme an offenen Lehrstellen und aufgrund des Mangels an Meistern, schließen viele Traditions-Bäcker und Meister-Metzgereien ihre Pforten – für immer und unwiederbringlich. Oftmals sind von solchen Schließungen die kleinen Gemeinden und kleinsten Dörfer auf dem Land betroffen. Der Bäcker oder Metzger um die Ecke ist nicht nur Nahversorger, sondern auch Treffpunkt für viele ältere Menschen.

Wenn so ein Betrieb schließt, verlieren unsere Bürger auch Anlaufstellen für soziale Kontakte. Sie vereinsamen und verlieren zudem die Möglichkeit selbständig vor Ort noch einzukaufen. Allein im vergangenen Jahr haben 42 von 581 Betrieben im Bäckerhandwerk schließen müssen. Ein Rückgang von 7%. Ein Grund dafür: es fehlen immer mehr Nachwuchskräfte. Zwar gibt es seit 2021 Bemühungen auch Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. So konnten wir in der Rheinpfalz über einen marokkanischen Bäcker lesen, der über die Zentrale Ausländerbehörde für Fachkräfteeinwanderung in Kaiserslautern den Weg in den Meister gesucht hat. Im Ländle nebenan, in Baden-Württemberg, sind nun Auszubildende aus Indien gelandet, die im Metzgerhandwerk ihre Lehre beginnen werden. Not macht erfinderisch.

Es tut auch Not, dass wir uns darum kümmern, hier im Land auch weiterhin hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Beste Weine von der Mosel oder vom Rhein, Gemüse und Obst aus der Pfalz, dazu Fleischwaren von glücklichen Kühen aus der Westpfalz, der Eifel oder von vorbildlich gehaltenen Schweinen im Westerwald. Unsere Heimat bietet Vielfalt vor der Haustür.

Unsere Aktuelle Debatte soll auch dazu anregen, den Preis-Druck auf die Lebensmittelproduzenten durch den Lebensmitteleinzelhandel anzusprechen. Gestiegene Rohstoffpreise, enorm steigende Energiepreise, gute Löhne für gute Arbeit. Dies alles beeinflusst auch den Verbraucherpreis. Wer gute Lebensmittel will, – aus der Heimat -, der muss auch akzeptieren, dass wir entsprechend faire Preise zahlen. Wir wollen nicht, dass Schweine aus China importiert werden, die in Hochhäusern ohne Tageslicht aufgezogen und dann geschlachtet werden. Unser Korn für gutes Mehl sollte nicht über tausende Kilometer ins Land gekarrt werden, um dann beim Bäcker zu frisch duftendem Brot gebacken zu werden. Teiglinge aus der Tiefkühlung zum Aufbacken? Das darf nicht die Zukunft des Handwerks sein. Ebenso wenig die Wurst aus der Großindustriellen Produktion, ohne regionale Spezifika – gleicher Geschmack ob an der Küste oder in den Bergen.

Daher sind wir der Auffassung, dass auch die Landesregierung weiterhin gezielt dazu beitragen muss, dass eine Lehre im Handwerk, gerade auch im Lebensmittelhandwerk bei jungen Menschen wieder positiv ankommt. Fachkräfte aus dem Ausland, die hier die Tradition erlernen wollen, müssen unkompliziert willkommen geheißen werden. Hierzu gilt es auch Perspektiven und Anreize zu schaffen. Die Übernahme eines solchen Betriebes sollte gefördert werden, auch durch entsprechende Förderprogramme und steuerliche Vorteile. Unternehmer und Handwerker dürfen nicht nur zur Kasse gebeten werden. Sie sind es nämlich, die den Wohlstand unseres Landes sichern.

Zurück noch einmal nach Zweibrücken und die Auswirkungen für die Landwirte in der Pfalz: Wenn der Schlachthof geschlossen bleibt, sind längere Transportwege nicht förderlich für das Tierwohl. Ganz nebenbei liefern gestresste Tiere eine schlechtere Fleischqualität. Zudem erhöht es auch die Kosten und somit den Preis, um das Fleisch aus regionaler Tierhaltung auch am Markt platzieren zu können. Wir sollten in einem Landwirtschafts-Pakt für Rheinland-Pfalz die Kräfte bündeln, konzertiert den Landwirten und dem Handwerk im Land Perspektiven aufzeigen und Chancen ermöglichen, damit es auch in Zukunft heißt: Starke Bauern – starkes Land: regionale Lebensmittel gut für Land und Leute.

Es gilt das gesprochene Wort.

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