FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion kritisiert unhaltbare Zustände im Land
MAINZ. „Ich bin gespannt, wie Sie dem drohenden Kollaps der medizinischen Versorgung der Kinder wirkungsvoll entgegentreten?!“ Mit diesen Worten nahm Helge Schwab in seiner Rede während der 47. Plenarsitzung des Landtages Rheinland-Pfalz am heutigen Donnerstag Gesundheitsminister Clemens Hoch in die Pflicht. Der gesundheitspolitische Sprecher der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion kritisierte mit scharfen Worten die Versorgungslücken in der Kinder- und Jugendmedizin.
In seiner Rede nannte Helge Schwab als Beispiel für viele den Fall eines Kleinkindes mit Brech-Durchfall, der sich erst vor gut zwei Wochen ereignete und die Eltern an den Rand der Verzweiflung brachte. Sie informierten ihn darüber, dass sie sich in Ermangelung eines Kinderarztes zunächst an eine Hausarztpraxis gewandt hatten. Diese lehnte jedoch unter Hinweis ab, dass erst für Ende Juli Termine möglich wären. Wie die Geschichte endete? Mit einer 50-Kilometer-Fahrt zu einem Kinderarzt, der einen Notfalltermin frei hatte.
45 Minuten einfache Fahrt mit einem geschwächten, kranken Kind: Für Helge Schwab ist das kein Einzelfall, sondern „ein handfester Skandal“! Der gesundheitspolitische Sprecher der FREIEN WÄHLER verweist auf die Medienberichterstattung der jüngsten Wochen und Monate sowie die Tatsache, dass man auch auf Verbandsebene Alarm schlägt. So auch bei der Jahrespressekonferenz des Deutschen Berufsverbandes für Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) am 16. Junin in Berlin. Das Fazit könnte man so zusammenfassen: Die Kinder- und Jungendärzte sehen die künftige medizinische Versorgung ihrer jungen Patienten massiv gefährdet, zumal es auch an medizinischen Fachangestellten fehle.
Aus Sicht von Helge Schwab ist es deshalb „erforderlich, die Bedarfsplanung den tatsächlichen Verhältnissen anzupassen“. Beim reinen Blick auf die Zahlen scheint alles in Ordnung zu sein – laut Kassenärztlicher Vereinigung gibt es aktuell landesweit 356 Kinderärzte, 27 mehr als 2018. In der Praxis sieht das Ganze aber anders aus: Vor allem Kinderärztinnen streben Teilzeitlösungen an, um Familie und Beruf vereinbaren zu können. Das hat auch Folgen für die Bereitschaftsdienste. Dazu kommt, dass im Vergleich zu anderen Facharztdisziplinen finanzielle Perspektiven fehlen. „Und schließlich besteht auch noch ein massives demografisches Problem“, weist Helge Schwab darauf hin, dass Kinder- und Jugendärzte im Bundesdurchschnitt 57 Jahre alt sind.
Die FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion begrüßt die Ankündigung der Bundesregierung, Budgets auszusetzen und jede von Kindern- und Jungendmedizinern erbrachte Leistungen zu festen Preisen abzurechnen. „Aus rheinland-pfälzischer Sicht reicht das aber nicht aus“, betont Helge Schwab und verweist auf die Tatsache, dass es nur punktuelle Anreize gebe, im ländlichen Raum eine Praxis zu eröffnen. Der gesundheitspolitische Sprecher der FREIEN WÄHLER verweist auf Medien, in denen über lokale Modelle berichtet wurde, die die Kommunen im Alleingang bezuschussen. „Hier ist das Land gefordert, unterstützend einzugreifen“, betont Schwab.