Land muss sich seiner Verantwortung für den Raum Adenau bewusst sein

Helge Schwab fordert rasche Umsetzung eines MVZ für die südliche Ahreifel / Ausdünnung der medizinischen Versorgung in der Fläche entgegentreten

MAINZ/ADENAU. Das ehemalige St.-Josef-Krankenhaus im Mittelzentrum Adenau ist seit einigen Wochen geschlossen. Genau deshalb wollen das Gesundheitsministerium und der Landkreis Bad Neuenahr-Ahrweiler neue Wege in der medizinischen Versorgung in der südlichen Ahreifel beschreiten. Erste Details stellten Repräsentanten des Landes, des Landkreises Bad Neuenahr-Ahrweiler und der Verbandsgemeinde Adenau am Mittwoch vor. Dennoch sieht die FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion weiterhin Handlungsbedarf.

Helge Schwab, gesundheitspolitischer Sprecher der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion, begrüßt den Vorstoß, befürchtet aber, dass es bis zu einem von Bürgern geforderten interdisziplinären Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) in den Räumen des seit 31. März offiziell geschlossenen Krankenhauses noch ein weiter Weg ist. Immerhin wird jetzt in einem ersten Schritt zur Verbesserung der Notfallversorgung ein weiterer Rettungswagen in Adenau stationiert, um einen Tagesvollbetrieb zu gewährleisten. „Wir sind für jede Verbesserung dankbar, die den Menschen am Ort dienlich ist“, betont Helge Schwab auch mit Blick auf die medizinische Versorgung im Landkreis Bad Neuenahr-Ahrweiler, wo es aktuell neun MVZ gibt. Allerdings klaffe in Adenau noch eine Lücke. Bislang steht nur die Aussage, dass Ansätze der wohnortnahen Versorgung und die Versorgungssicherheit geprüft werden sollen. Auch ist von kurzfristig realisierbaren Übergangslösungen beziehungsweise von alternativen Versorgungsmodellen die Rede. „Die Frage, wie eine bedarfsgerechte und zukunftsfähige medizinische Versorgung im Raum Adenau aussehen soll, bleibt ebenso unbeantwortet wie die Frage nach einem konkreten Zeitplan“, kritisiert Schwab.

Der Gesundheitspolitiker der FREIEN WÄHLER befürchtet, dass trotz einer bereits bestehenden Arbeitsgruppe und der Absicht, einen professionellen Projektierer zu beauftragen, die Gefahr drohe, „wertvolle Zeit zu verlieren – zum Nachteil der Attraktivität des gesamten Standortes“. Für Helge Schwab ist „die schnellstmögliche Einrichtung eines MVZ das Gebot der Stunde“, um die Versorgungslücke in der südlichen Ahreifel zu schließen. Der gesundheitspolitische Sprecher der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion sieht eine solche Einrichtung als Chance, für Mediziner attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen.

„Schnelle medizinische Hilfe im ambulanten und stationären Bereich muss überall im Land gewährleistet sein. Es darf keine qualitativen Unterschiede geben“, betont Helge Schwab. In diesem Zusammenhang verweist er auch auf die Medienbeiträge in den jüngsten drei Jahre, vor allem in der Rhein-Zeitung, im Wochenspiegel und im SWR, in denen über den schleichenden Bedeutungsverlust des unter dem Dach der Marienhaus-Gruppe (Waldbreitbach) befindlichen Krankenhauses, dessen Schließung und die Proteste der Bürger berichtet worden war.

In der Tat war der Betrieb des St.-Josef-Krankenhauses, in das bereits Facharztpraxen eingezogen waren, nach dem Aus für die stationäre Chirurgie Anfang 2020 zuletzt unter anderem auf die geriatrische Versorgung fokussiert. Diese wird im ebenfalls zur Marienhaus-Gruppe gehörende Krankenhaus Maria-Hilf in Bad Neuenahr-Ahrweiler weitergeführt. Dort waren bereits Anfang Dezember 2022 Geburtsstation und Gynäkologie geschlossen worden.

Als Grund für die Schließung in der Kleinstadt mit ihren rund 3000 Einwohnern hatte die Trägerin neben betriebswirtschaftlichen Fragen vor allem erhebliche Probleme bei der Gewinnung von Fachpersonal für diesen Standort genannt. Denn: Im Vergleich zu anderen Einrichtungen konnte nur ein eingeschränktes Versorgungsspektrum angeboten werden. Eine Lücke am Ort sah die Betreiberin seinerzeit nicht und verwies auf Kapazitäten im Umland. Betroffene, die sich unter anderem in der Bürgerinitiative Gesundheitsvorsorge Adenauer Land sowie im Förderverein Krankenhaus und Notarztstandort Adenau zusammengeschlossen haben, erinnern dagegen an die nun deutlichen Verzögerungen bei der Erstversorgung ­– auch weil der Bestand an Arztpraxen auch in Adenau und Umgebung zurückgegangen ist.

Für Helge Schwab sind die Entwicklungen in jüngster Zeit ein Anlass, generell vor einer weiteren Ausdünnung der medizinischen Versorgung in der Fläche zu warnen. „Es darf kein Sparen um jeden Preis geben“, betont der gesundheitspolitische Sprecher der FREIEN WÄHLER und erinnert an die Klinikschließungen seit 2020 an den Standorten Nassau, Ingelheim, Bendorf, St. Goar, Oberwesel sowie Bad Ems – und eben in Adenau. Er bilanziert: „Das Land muss sich aller wirtschaftlichen Zwänge seiner Verantwortung bewusst sein.“  Vor diesem Hintergrund ist für ihn die Einrichtung von MVZ nur ein Baustein nachhaltiger Konzepte für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum.

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