Antrag der CDU-Fraktion
Steter Tropfen höhlt den Stein: Wir brauchen 250 zusätzliche Studienplätze im Fach Humanmedizin in Rheinland-Pfalz. Die bisherigen Redebeiträge waren für mich, genau wie für sie selbst, zu großen Teilen vorhersehbar. Was soll sich auch innerhalb eines Monats ändern?
Für Herrn Dr. Kusch und die SPD ist wie immer alles bestens, die Leistung des Landes mehr als ausreichend und Nachbesserungsbedarf sieht er auch nicht. Schließlich geben wir ja bereits genug Geld aus. Für 2,3 Milliarden Euro wird die Uni-Med komplett neu gebaut. Und auch die Antwort aus dem Ministerium wird uns alle nicht überraschen. Die Rheinlandpfälzische Landesregierung tut bereits was sie kann, um dem Ärztemangel entgegenzutreten. Die Opposition hat keine Ahnung und es ist gut so, dass die Ampel regiert.
Das hohe Lied der Perfektion ist nicht überhörbar! Wie sie wissen, berufe ich mich gerne auf Zahlen, Daten und Fakten. Deshalb versuche ich es heute einmal mit den Grundrechenarten. Vielleicht verstehen sie dann, wo das Problem liegt und wie wir es gemeinsam angehen können: In 15 Jahren benötigen wir alleine 7.126 Mediziner um die Stellen zu besetzen welche altersbedingt bis dahin aus dem Berufsleben ausscheiden werden. Die Zahl stammt aus der Antwort der Regierung!
Ihre für Rheinland-Pfalz ausreichende Kapazität an der Johannes-Gutenberg-Universität nimmt jedes Jahr 450 Studierende im Fach Humanmedizin auf. Das Regelstudium beträgt 12 Semester (= 6 Jahre) und die Facharztausbildung weitere 5 Jahre. Ich unterstelle jetzt wissend, dass dies nicht der Fall ist, dass wir bereits seit 11 Jahren jedes Jahr 450 Studienplätze zur Verfügung stellen und auch jedes Jahr in Rheinland-Pfalz 450 neue Fachärzte zur Verfügung haben werden.
Auch hier weiß ich, dass wir die notwendigen Kapazitäten für die Klinische Ausbildung bei weitem nicht leisten können. – Aber um die Rechnung für sie zu vereinfachen, nehmen wir auch dies so an. Wir beginnen mit der Grundrechenart Dividieren: Wir teilen 7.126 durch 15 und erhalten gerundet 475. Nun subtrahieren wir ihre 450 Studienbeginner von den 475 benötigten Ärzten. Sie bemerken: selbst bei 15 Jahren mit den wohlwollendsten Voraussetzungen fehlen im Schnitt jedes Jahr 25 Plätze im Fach Humanmedizin.
Hinzu kommt, dass wir derzeit schon etwa 250 Hausarztstellen nicht besetzt haben und nahezu jede Klinik händeringend junge Ärzte sucht. Auch hier gehen wir von etwa derselben Anzahl aus. Sowohl die Pharmazie als auch die Wirtschaft suchen ebenfalls Ärzte. Diese stehen für den Dienst am Patienten ebenfalls nicht zur Verfügung. Ich rechne hier mit etwa 25 pro Jahr. Das sind ebenfalls 250 in 10 Jahren.
Es geht weiter mit der Addition: 250 Hausärzte plus 250 Klinikärzte plus 250 für Industrie und Pharmazie plus die 250 fehlenden Studienplätze, die Sie nicht ausbilden so sind wir bei rund 1.000 nicht zur Verfügung stehenden Ärzte. Wenn nun noch nur etwa 10% ihr Studium verlängern und weitere 15% nach der Ausbildung in andere Bundesländer abwandern, so fehlen uns weitere rund 110 Ärzte pro Jahr. Somit sind wir in 10 Jahren bei weiteren 1100 fehlenden Ärzten in Rheinland-Pfalz. Alleine in dieser kurzen Zeit habe ich Ihnen für den Zeitraum der nächsten 10 Jahre 2.100 fehlende Ausbildungsplätze vorgerechnet. Und damit sind wir noch lange nicht am Ende! Studienabbrecher nicht eingerechnet. Wenn wir nun noch die rund 40 fehlenden Plätze im Praxissemester mit einrechnen, fehlen weitere 400 ausgebildete Mediziner in 10 Jahren. Und siehe da: 2.100 plus 400 ergeben 2.500. Diese teilen wir durch unsere 10 Jahre, streichen also lediglich eine Null ab und erhalten die durch uns geforderten 250 zusätzlichen Studienplätze pro Jahr.
Ihr SPD-Bundesgesundheitsminister benötigt nach seinen Forderungen 5000 zusätzliche Ausbildungsplätze im Fach Humanmedizin. Wenn wir uns als Rheinland-Pfalz anteilig daran beteiligen wollen, dieses Defizit gesamtdeutsch abzufedern benötigen wir 241 zusätzliche Studienplätze im Fach Humanmedizin. Sie sehen also, die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion liegt gerade einmal 9 Studienplätze von Ihrem Bundes-Gesundheitsminister entfernt.
Zu der Frage, wo wir eine weitere Universitätsmedizin etablieren sollten, habe ich Ihnen bereits mehrfach gesagt, dass es sinnvoll wäre, diese an unsere führende KI-Universität in Kaiserslautern anzuflanschen, um hier in der Kombination der Forschung eine weltweit führende Vorreiterrolle einnehmen zu können. Dies ist aber nur eine gut gemeinte Empfehlung. Wo Sie im Endeffekt die 250 zusätzlichen Medizin-Studienplätze ausbringen ist für uns zweitrangig. Hauptsache, Sie tun es. Wissend, dass uns nun gleich ein rhetorisches Feuerwerk seitens unseres Gesundheitsministers erwarten wird habe ich zum Schluss noch eine Bitte: Herr Minister Hoch, versuchen Sie mir doch bitte zu erklären, wie Sie mit 450 Studienplätzen pro Jahr auskommen werden. Im Weiteren wäre für mich noch interessant zu erfahren, wie viele klinische Ausbildungsplätze wir stand heute in Rheinland-Pfalz zur Verfügung haben.
Es gilt das gesprochene Wort.