67. Plenarsitzung – Helge Schwab zu “Ärztemangel ursächlich bekämpfen – Medizinische Versorgung nachhaltig sichern – Studienkapazität im Fach Humanmedizin gemeinsam ausbauen – Rheinland-Pfalz- und Saarland- Stipendien schaffen”

Antrag der CDU-Fraktion

Video: Landtag RLP

Wir sprechen ja bereits seit Monaten über die Optimierung der stationären sowie ambulanten Versorgung und den drohenden Ärztemangel. Ich denke, wir sind uns alle darin einig, dass in diesem Zusammenhang die Ausbildung einer ausreichenden Anzahl von Nachwuchsmedizinern ganz besonders auch in Rheinland-Pfalz oberste Priorität haben muss.

Wir begrüßen deshalb auch den Antrag der CDU-Fraktion, die Zahl der Studienplätze im Fach Humanmedizin um 200 pro Jahr zu erhöhen. Doch ich muss auch anmerken, liebe Kollegen von der Union, dass Sie sich keinen Zacken aus der Krone gebrochen hätten, wenn sie in diesem Zusammenhang auch an die Initiativen unserer Fraktion erinnert hätten.

Aber sei es drum.

Aus aktuellem Anlass erinnere ich noch einmal an den Königsteiner Schlüssel. Demnach müsste es pro Jahr allein in Rheinland-Pfalz 241 zusätzliche Studienplätze geben. Sie sehen: Ich liege mit meiner Forderung, 250 Plätze zu schaffen, gar nicht so falsch – auch wenn Sie es nicht gern hören wollen. – Oder rechnen Sie die durch die Regierung aufzustockenden 50 Studienplätze bereits mit? Wenn wir die Probleme der Nachwuchsausbildung nicht lösen, sind alle Diskussionen um die Neuausrichtung der medizinischen Versorgung in der Zukunft Theorie.

Aktuell träumt man ja in den Ministerien auf Bundes- und Landesebene und auch bei den gesetzlichen Krankenkassen davon, die Straffung der stationären Versorgung durch ambulante Lösungen und bessere hausärztliche Betreuung aufzufangen. Das Problem ist nur, dass es in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung gravierende personelle Mängel gibt. Dazu kommt die schwindende Bereitschaft, sich als Allgemeinmediziner mit voller wirtschaftlicher Eigenverantwortung niederzulassen.

Kein Wunder: Niedergelassene Ärzte können nur dann wirtschaftlich arbeiten, wenn sie möglichst viele Patienten in möglichst kurzer Zeit „durchschleusen“.

Ergebnis: Ausgelaugte Mediziner und womöglich Mängel bei Diagnose und Behandlung. Bei 60- bis 80-Stunden-Wochen ist das auch kein Wunder. Dass es auch im stationären Bereich oft nicht besser läuft, wissen wir alle.

Aus meiner Sicht ist es zum Beispiel ein frommer Wunsch, die aktuell bundesweit 5000 freien Hausarztstellen über finanzielle Anreize zu ersetzen. Allein bei den Hausärzten liegt der Anteil der Mediziner, die 60 Jahre und älter sind, bei rund 37 Prozent.

Wir müssen also schleunigst handeln.

Es kommt ja nicht von ungefähr, und das haben wir ja bereits gehört, dass auch der Bundesgesundheitsminister bundesweit 5000 zusätzliche Studienplätze im Bereich Humanmedizin fordert. Dass 8000 junge Erwachsene derzeit ihr Medizinstudium im Ausland absolvieren, kommt nicht von ungefähr. Das ist das Ergebnis hausgemachter Probleme.

Erinnern wir uns an die 1990er-Jahre: Schon damals ging es mehr um die Vermeidung einer Ärzteschwemme als um nachhaltige Planung. Die aktuellen Engpässe sind also das Ergebnis einer langjährigen Fehlsteuerung.

Ergebnis: Junge Studenten, die ins Ausland abwandern, kehren womöglich nach ihrer Ausbildung nicht mehr nach Deutschland zurück – und schon gar nicht nach Rheinland-Pfalz. Die mögliche Weiterentwicklung sehen wir ja bereits an den Krankenhäusern: Noch können die Lücken mit Anwerbungen aus dem Ausland geschlossen werden.

Aber wie lange noch?

Verschlechtern sich die Rahmenbedingungen weiter, werden sich auch diese Mediziner womöglich neu orientieren.

Immerhin wurden und werden erste Schritte zu einer Verbesserung getan. Auch wir begrüßen die Absicht der Landesregierung, die Zahl der Medizinstudienplätze von 450 auf 500 pro Jahr zu erhöhen und durch die Einrichtung des Medizincampus Koblenz und auch den Medizincampus in Trier die Kapazitäten für die klinische Ausbildung zu erhöhen. Doch das kann nur ein erster Schritt sein. Rheinland-Pfalz befindet sich nicht nur mit Blick auf das Ausland in einem harten Wettbewerb, sondern auch im Vergleich mit anderen Bundesländern.

Im Saarland ist die Situation ganz ähnlich. Es gibt ja bereits eine enge Zusammenarbeit beider Bundesländer in verschiedenen Bereichen. Auch sei daran erinnert, dass in Homburg/Saar bereits viele Nachwuchsmediziner aus Rheinland-Pfalz ausgebildet wurden. Was liegt also näher, als Möglichkeiten einer Vertiefung der Zusammenarbeit auszuloten?

Selbstverständlich stimmen wir dem Antrag der CDU-Fraktion zu!

Es gilt das gesprochene Wort.

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