63. Plenarsitzung – Herbert Drumm zu “Dritte Orte im ländlichen Raum durch eine Landesförderung unterstützen und so Raum für kulturelle Begegnungen schaffen”

Antrag der CDU-Fraktion

Video: Landtag RLP

„Der Mensch ist von Natur aus böse, wenn er dennoch gut ist, so ist das eine Frucht der Kultur“. Dieses Zitat wird dem chinesischen Philosophen Hsün-Dse zugeschrieben, der von 286 bis 238 vor Christus lebte. Gerade in den heutigen Zeiten wirkt diese Erkenntnis aktueller denn je. Kultur verbindet, Kultur fördert die Selbsterkenntnis, Kultur trägt dazu bei, den sozialen Frieden zu bewahren – unabhängig vom Genre.

Musik, Schauspiel, bildende Kunst, Prosa und Lyrik, Kabarett, Filmkunst, Vorträge, Ausstellungen und mehr: Gerade in Rheinland-Pfalz ist das Angebot vielfältig. Und sehr oft sind es kleine und kleinste Initiativen, die dafür sorgen, dass die Szene in unserem Bundesland so vielfältig ist. Deswegen begrüßen wir es, dass die CDU-Fraktion im heutigen Plenum den Blick auf den ländlichen Raum lenkt, auch wenn wesentliche Punkte mit dem Kulturentwicklungsplan abgedeckt werden.

Lassen sich mich die Perspektive auf die lokalen Zentren und „Kulturstadtteile“ erweitern, die oft im Schatten der großen Einrichtungen in unseren Ober- und Mittelzentren stehen, die von den Kommunen, dem Land oder finanziell gut ausgestatteten Stiftungen getragen werden. Und oft tragen diese Initiativen ihr Programm an die im Antrag angesprochenen sogenannten „Dritte Orte“, die Gefahr laufen, in Vergessenheit zu geraten und dann zu verfallen. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf das b-05 Kunst- und Kulturzentrum Montabaur, das saisonal betrieben wird und in einem ehemaligen Nato-Munitionslager angesiedelt ist. Hier steht ein Verein in der Verantwortung, ein weiterer Verein sorgt, ebenfalls in Montabaur, im Rahmen von „Kultur im Keller“ für ein vielfältiges Programm.

Als weitere Beispiele von vielen nenne ich auch das Theater Mittelrhein im Kultur-Gut Urbar oder das Theater am Ehrenbreitstein. Im letztgenannten Fall agieren die Akteure als Kleinstunternehmer in Form einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Für das gleiche Modell haben sich die Betreiber des Kultursalons Casa Una in Bad Kreuznach entschieden. In allen Fällen haben sich die Initiatoren einen Traum verwirklicht, sie übernehmen das unternehmerische Risiko und sind bereit, mit allem zu haften, was sie haben.

Trotz der begrenzten Mittel ist die Qualität des Kulturangebots oft erstaunlich und alles andere als provinziell. Und oft fragt man sich „Wie machen die das bloß“, was ganz besonders am Beispiel des Pro Winzkinos Simmern deutlich wird. Das ist Programmkino im besten Sinne, in dem große und kleinere Produktionen ein Forum finden. Um den Reigen abzuschließen, erinnere ich an die vielen Vereine, die Heimatmuseen betreiben und das historische Erbe pflegen.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Vielfalt des Kulturlebens in unserem Land ist bedroht. Das liegt vor allem auch an den beschränkten finanziellen Mitteln. Oft läuft es nur, weil die Akteure bereit sind, ganz oder teilweise auf Gagen und Honorare zu verzichten – oder zumindest Sonderkonditionen anzubieten. Wir sollten nicht davon ausgehen, dass dies ein Dauerzustand ist.

Ein anderer Punkt ist, dass die Bereitschaft der Bürger, sich ehrenamtlich zu engagieren, nachgelassen hat. In der Regel ruht die Last auf den Schultern Weniger, die oft im Rentenalter sind. Wie wir das Problem lösen können? Sicherlich kann die Verbesserung bestehender Netzwerke die Identifikation verbessern und damit die Motivation zur Mitarbeit stärken. Ich erinnere an die guten vorbereitenden Veranstaltungen zum Kulturentwicklungsplan Rheinland-Pfalz. Doch das reicht nicht.

Auch das bestehende Beratungs- und Bezuschussungsangebot wie das im Rahmen des Kultursommers, wird perspektivisch nicht ausreichen. Viele Akteure wissen trotz des Engagements des Kulturbüros Rheinland-Pfalz nicht, wie und wo sie an Zuschüsse kommen. Kritisiert werden auch sehr oft die bürokratischen Hürden und die erforderliche Unterordnung in ein Leitthema, was womöglich im ländlichen Raum besonders schwer ist.

Die wenigen Beispiele mögen an dieser Stelle genügen. Wir als FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion stimmen dem Antrag der CDU-Fraktion zu.

Es gilt das gesprochene Wort.

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