51. Plenarsitzung – Patrick Kunz zu “Geschlechterrollen bei der Berufswahl aufbrechen – „Girls‘ und Boys‘ Academies“ in Rheinland-Pfalz einführen” – mit Video

Antrag der CDU-Fraktion

Video: Landtag RLP

Die Berufsorientierung junger Menschen ist ein wichtiges Thema, denn Fachkräfte sind zurzeit dringender benötigt als je zuvor. Deshalb ist es den Freien Wählern wichtig, sich dem Thema zu widmen, wie bereits im Dezember 2022 geschehen mit dem Entschließungsantrag „Berufsorientierung intensivieren – zielgerichtete Orientierungsmaß­nahmen für Schülerinnen und Schüler aller weiterführenden Schulen“ zu sehen war, welcher leider unverständlicherweise von der Ampel und der CDU(!) abgelehnt wurde.

Grundsätzlich stehen wir dem Ausbau der Berufsorientierung offen gegenüber, jedoch nicht in dem Gewand der „Girls‘ and Boys‘ Academy“, wie sie in Nordrhein-Westfalen praktiziert wird. Dies hat verschiedene Gründe. Zum einen ist das Projekt in Nordrhein-Westfalen 2019 angelaufen, bedingt durch die Corona-Pandemie musste dieses Projekt aber, je nach Modellregion, eine Pause einlegen und läuft auch dort erst langsam wieder an. Dadurch gibt es in den fünf Modelregionen in Nordrhein-Westfalen noch keine Evaluationen des Projekts, das heißt es ist nicht klar, wie „erfolgreich“ das Projekt dabei ist, Mädchen für männlich geprägte Berufe zu begeistern und umgekehrt. Daher gilt es erst einmal abzuwarten, bis eine Evaluation des Projekts stattgefunden hat, um die Wirksamkeit des Gleichen zu bewerten.

Ein weiterer Faktor, der für die Freien Wähler gegen eine Implementierung des Projekts nach nordrhein-westfälischem Vorbild spricht ist, dass das Projekt, zum Beispiel in Düsseldorf, klassenweise innerhalb der Schulzeit, durchgeführt wird. Wie die CDU in ihrem Antrag darauf kommt, dass die Girls‘ and Boys‘ Academy ein außerschulisches Projekt wäre, ist in dem Kontext fragwürdig.

Zudem bedeutet Klassenweise, dass Mädchen und Jungen nicht gezielt in Branchen verteilt werden, die „geschlechterfremd“ sind, sondern besuchen zusammen ein Unternehmen oder eine Institution. Hier stellt sich die Frage, wieso dies vor dem Hintergrund der Förderung der „geschlechtsuntypischen“ Berufe stattfindet, wenn speziell in Düsseldorf nicht gendergetrennt wird.

Des Weiteren ist die Wirkung einer solchen Academy, wie zuvor erwähnt, nicht belegt. Wäre es nicht besser, wenn man gezielt die geschlechtertypische Berufswahl aufbrechen will, die vorhandenen Maßnahmen zu erweitern? Hier wäre es zum Beispiel denkbar, zwei Girls‘ und Boys‘ Days pro Jahr durchzuführen, statt aktuell nur einen. Zu einer generellen Intensivierung des Themas Berufswahl in allen weiterführenden Schulen gehört für uns auch, die Berufsorientierung insgesamt auszuweiten, eventuell mit weiteren Pflichtpraktika in der Schule. Zudem benötigt das Projekt natürlich eine angemessene finanzielle Ausstattung, würde diese denn vom Land bereitgestellt werden?

Die finanzielle Ausstattung des Projekts führt auch in Nordrhein-Westfalen zu Limitierungen, wodurch die Nachfrage durch die Schulen nicht umfänglich bedient werden kann. Grundsätzlich lässt sich also zusammenfassen, dass die Grundidee vielleicht gut ist, die Ausgestaltung jedoch noch in den Kinderschuhen steckt und deshalb eine Übernahme des Konzepts in Rheinland-Pfalz abzulehnen ist, solange das Projekt nicht evaluiert wurde und auch nicht in ganz Nordrhein-Westfalen flächendeckend praktiziert wird.

Es gilt das gesprochene Wort.

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