Antrag der Fraktionen der SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP
Inklusion ist eine große bildungspolitische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Aber das Wohl des einzelnen Kindes muss bei dem Thema Inklusion immer im Mittelpunkt stehen. Denn so unterschiedlich wie Kinder sind, so unterschiedlich müssen auch die Möglichkeiten der Teilhabe sein – auf der einen Seiten in Form von Inklusion an Regeleinrichtungen und auf der anderen Seite in Form von Förder-Kitas bzw. Förderschulen. Inklusion um jeden Preis darf es nicht geben. Bedacht und Sorgfalt ist das, was wir den Kindern, Eltern und Lehrkräften hier und heute zeigen sollten.
Mir fehlt daher in dem vorliegenden Antrag auch ein Bekenntnis zu den verschiedenen Möglichkeiten der frühkindlichen und schulischen Teilhabe – ein Bekenntnis also zu den Förderkindergärten und zu den Förderschulen unseres Landes. Gerne möchte ich aber auch noch einmal genau den Blick auf Ihren Antrag „Inklusiven Unterricht an allen Schulen weiter voranbringen“ richten. Inklusion ist ein langfristiger Prozess, bei dem auch zukünftig noch viele Anstrengungen unternommen werden müssen. Pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte müssen mit Weiterbildungen auf die Inklusion vorbereitet werden.
Daneben sollte Inklusion nicht nur in Aus- und Weiterbildung gestärkt, sondern dort ein verpflichtender Baustein sein. Denn es betrifft alle Kräfte im pädagogischen und schulischen Alltag – da braucht es Professionalisierung von Anfang an. An Schwerpunktschulen lernen Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf miteinander. Lehrkräfte und Förderschullehrkräfte arbeiten dabei Hand in Hand in einer sogenannten Doppelbesetzung. Dieses planmäßig vorgesehene, pädagogisch begründete Tandem ist Voraussetzung für eine gelingende Inklusion und sollte unter keinen Umständen aufgelöst werden, um bspw. Unterricht in anderen Klassen zu vertreten.
Dass genau das an Schwerpunktschulen in Rheinland-Pfalz häufiger vorkommt, teilte die GEW zuletzt am 19. April mit und bezog sich dabei auf Ergebnisse einer selbst durchgeführten Umfrage. Auch wenn diese nicht repräsentativ war, so ist doch jedes Auflösen der Doppelbesetzung inakzeptabel. Hierunter leidet nicht nur die Inklusion, sondern ganz besonders die Kinder und Jugendlichen mit Förderbedarf. Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch, Schule für alle zu gestalten.
Wie von Ihnen formuliert, müssen die Belange eines modernen inklusiven Unterrichts und die Barrierefreiheit bei der Überarbeitung der Schulbaurichtlinie mitgedacht werden. Aber mit Blick auf den Weg zu einer neuen Schulbaurichtlinie möchte ich auch daran appellieren, immer darauf zu achten, dass sowohl für die politischen Akteure als auch für Kommunen und die Verwaltung vor Ort eine solche Richtlinie zum Erfolg wird. Damit sind eine auskömmliche Finanzierung und die personellen Ressourcen in der Bauverwaltung eng verbunden. Unter Beachtung der vorausgegangenen Ausführungen, die zeigen sollten, dass dem vorliegenden Antrag noch Wichtiges hinzuzufügen ist, werden wir den Antrag Ablehnen um ihnen die Möglichkeit zu geben die genannten Punkte aufzunehmen und in der Verwirklichung mitzudenken.
Dafür, wie das gelingen kann, möchte ich mit einem positiven Beispiel abschließen. Für die FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion ist Inklusion schon lange ein zentrales Thema. So brachten wir mehrfach Berichtsanträge im Bildungsausschuss und Entschließungsanträge in die Haushaltsberatungen zum Einsatz von Telepräsenzrobotern, sogenannten Avataren, ein. Sie ermöglichen es langzeiterkrankten Kindern und Jugendlichen am Unterrichtsgeschehen und an der Klassengemeinschaft teilzunehmen – gelebte Inklusion.
Mit Freude haben wir dann im März vernommen, dass ab sofort Telepräsenzroboter über die regionalen Kompetenzzentren des Digitalen Kompetenzzentrums im Pädagogischen Landesinstitut bereitstehen. Unsererseits folgt dazu noch ein Berichtsantrag, um mehr über den Einsatzbereich der Avatare und die Zuständigkeiten zu erfahren. Liebes Bildungsministerium, vielen Dank für diesen Schritt und erlauben Sie mir eine Anmerkung: Ich bin stolz, Teil dieser gelebten Inklusion zu sein. Über Bande spielen, …… das kann ich. Wir wissen, dass Inklusion nur Hand in Hand gelingen kann – lassen Sie uns das hier doch schon einmal politisch leben.
Es gilt das gesprochene Wort.