Medikamentenmissbrauch Tür und Tor geöffnet

Mainz. Rezeptfreie Medikamente aus dem Drogeriemarkt: Auch wenn vorerst nur online bestellt werden kann, kommt das neue Angebot aus Sicht der FREIEN WÄHLER im Landtag Rheinland-Pfalz zur Unzeit. Die Mitglieder der parlamentarischen Gruppe warnen vor einer neuen Gefahr für die rheinland-pfälzischen Apotheken, vor allem für die Betriebe, deren Inhaber vor allem im ländlichen Raum schon jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen. Sie sehen die Landesregierung in der Pflicht, eine Bundesratsinitiative zu starten. Die Forderung der Gruppe: Um die Situation zumindest abzufedern, muss die Vergütung für verschreibungspflichtige Medikamente schnellstmöglich angehoben werden.

„Wir haben überhaupt nichts dagegen, wenn Discounter und Drogeriemärkten Nahrungsergänzungsmittel oder Pflaster verkaufen können. Das neue Angebot eines Drogeriemarktes, dem weitere folgen werden, öffnet dem Medikamentenmissbrauch Tür und Tor“, ist Helge Schwab (MdL), Vorsitzender der Gruppe, überzeugt. „Schon jetzt werden beispielsweise Schmerzmittel in zu hohen Dosen und viel zu lange eingenommen. Dadurch, dass diese Medikamente ohne Beratung verkauft werden können, wird sich die Situation perspektivisch weiter verschärfen“, gibt Lisa-Marie Jeckel zu bedenken. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Gruppe spricht von einem falschen Signal.

Die FREIEN WÄHLER im Landtag Rheinland-Pfalz teilen die Einschätzung der Apothekerverbände, die vor einer Verwässerung der Grenzen zwischen Apotheken und Einzelhandel – und das nicht aus fachlichen, sondern aus wirtschaftlichen Gründen. Schon jetzt ist die Situation vieler Betriebe dramatisch. Laut Landesapothekenkammer Rheinland-Pfalz wurden allen in den Jahren 2024 und 2025 46 Apotheken geschlossen. Dem standen nur drei Neueröffnungen entgegen.

Noch deutlicher wird die Situation beim Zehnjahresvergleich: Laut Apothekerverband Rheinland-Pfalz ist die Zahl der Apothekenbetriebsstätten in diesem Zeitraum landesweit um 220 gesunken. Gab es 2014 landesweit noch 1053 Betriebsstätten, existierten im zweiten Quartal 2024 nur noch 832. Auch wenn die Zahlen für 2025 noch nicht komplett vorliegen: Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. „Auch wenn die Bundesregierung kürzlich das Apothekenversorgungs-Weiterentwicklungsgesetz (ApoVWG) abgesegnet hat, ist eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht in Sicht“, so Helge Schwab weiter. „Es bleibt dabei, dass die Vergütungen für verschreibungspflichtige Medikamente seit 13 Jahren unverändert sind. Es müsste doch eigentlich im ureigenen Interesse der Landesregierung liegen, in Berlin Druck zu machen“, ergänzt Lisa-Marie Jeckel. Fazit: Die FREIEN WÄHLER befürchten, dass eine weitere Säule der Daseinsvorsorge destabilisiert wird.

Foto: mmmCCC/Pixabay

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