MAINZ. Erst die Landarztquote, jetzt die Kinderarztquote: Aus Sicht der parlamentarischen Gruppe FREIE WÄHLER im Landtag Rheinland-Pfalz weist der Entwurf des „Landesgesetzes zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in Gebieten mit besonderem öffentlichen Bedarf“ in die richtige Richtung. Soll es doch einer kinderärztlichen Unterversorgung im ländlichen Raum entgegenwirken. Die Mitglieder der Gruppe gehen jedoch davon aus, dass eine Gesetzesergänzung allein nicht ausreicht.
Die gesundheitspolitische Sprecherin der Gruppe, Lisa-Marie Jeckel, fordert nach der Expertenanhörung im Gesundheitsausschuss jedoch konkrete Nachbesserungen, um die Versorgung ländlicher Regionen auch wirklich zu sichern. Sie betont, dass die Quote zwar ein wichtiges Instrument sei, um junge Medizinerinnen und Mediziner für unterversorgte Regionen wie die Eifel oder den Westerwald zu gewinnen, es aber darüber hinaus verbesserte Anreize geben müsse. Sonst könnten Praxisschließungen drohen.
„Das Durchschnittsalter bei Kinderärztinnen und -ärzten liegt derzeit bei 58 Jahren. Wir werden spätestens mittelfristig mit einer Ruhestandswelle konfrontiert. Schon jetzt sind etwa 17 kinderärztliche Sitze unbesetzt. Wir brauchen ein Programm, das über örtliche Einzelmaßnahmen hinausreicht, zumal eine Landkinderarztquote, wenn überhaupt, erst ab 2037 Wirkung zeigen wird“, so Lisa-Marie Jeckel weiter.
Als zentrale Voraussetzung für den Erfolg nannte Jeckel den Aufbau regionaler Weiterbildungsverbünde im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin. Ohne geeignete Ausbildungsstrukturen in Klinik und Praxis werde die Quote ins Leere laufen. „Gerade an diesem Beispiel zeigt sich, dass die große Krankenhausreform nicht gut durchdacht ist. Wenn im Rahmen von Konzentrationsprozessen lokale stationäre Kapazitäten abgebaut werden, hat das automatisch Konsequenzen für Nachwuchsmediziner, weil Ressourcen in der praktischen Ausbildung fehlen. Wohin das führen kann, zeigt sich schon jetzt im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin“, so die Landtagsabgeordnete weiter.
Lisa-Marie Jeckel lenkt den Blick auch auf die Tatsache, dass inzwischen 80 Prozent der jungen Mediziner, die sich auf den Bereich Kinder- und Jugendmedizin spezialisieren, weiblich sind. Sie spricht sich deshalb für die Gleichstellung von Teilzeitmodellen aus, um jungen Ärztinnen mit Familienwunsch eine Perspektive zu bieten.
Aus Sicht der FREIEN WÄHLER sind vor allem die geplanten Vertragsstrafen alles andere als zielführend. „Sanktionen von bis zu 250.000 Euro bei einem Studienortwechsel oder Studienabbruch sind unverhältnismäßig. Das wirkt auf junge Nachwuchsmediziner abschreckend. Wir brauchen realistische Vorgaben und sozialverträgliche Ausnahmen, vor allem für den Fall, wenn Studenten ihr Studium aus den verschiedensten Gründen nicht schaffen“, betont Lisa-Marie Jeckel.
Die gesundheitspolitische Sprecherin fordert mit Blick auf die Bundesperspektive auch, die Bedarfsplanung zu überarbeiten. Die bisherigen Zahlen seien veraltet und eigneten sich nicht, um den zukünftigen Bedarf verlässlich abzubilden. Die FREIEN WÄHLER sprechen sich daher für eine stärkere Berücksichtigung des Nachbesetzungsbedarfs aus. Für Lisa-Marie Jeckel steht fest: „Die Quote kann helfen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Am Ende geht es nicht um Paragrafen, sondern um eine gesicherte Versorgung unserer Kinder im ganzen Land.“