MAINZ. Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Rheinland-Pfalz hat ein besorgniserregendes Niveau erreicht, während Jugendämter unter Personalmangel leiden und womöglich nicht genügend Unterbringungsmöglichkeiten für gefährdete Kinder und Jugendliche zur Verfügung stehen. Dies geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage von Lisa-Marie Jeckel (MdL), Jungendpolitische Sprecherin der parlamentarischen Gruppe FREIE WÄHLER im Landtag Rheinland-Pfalz, hervor.
„Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Rheinland-Pfalz hat in den letzten fünf Jahren erheblich zugenommen. Während im Jahr 2020 noch 3.035 Fälle registriert wurden, sank die Zahl im Jahr 2021 auf 2.724, erhöhte sich aber 2022 wieder auf 2.841 und wuchs schließlich 2023 auf 3.291 Fälle an. Dies zeigt deutlich, dass immer mehr Kinder und Jugendliche in gefährlichen Lebenssituationen sind, während die Jugendämter auch wegen des anhaltenden Fachkräftemangels zunehmend überfordert sind“, erklärt Lisa-Marie Jeckel.
„Die steigende Komplexität der Fälle, der Personalmangel und fehlende Unterbringungsmöglichkeiten führen dazu, dass Kinder in unsicheren Verhältnissen verbleiben oder sogar in Amtsräumen übernachten müssen. Es kann nicht sein, dass die Landesregierung das Problem zwar anerkennt, aber keine ausreichenden Sofortmaßnahmen ergreift“, so Lisa-Marie Jeckel weiter.
Die Landesregierung hatte bereits vor einem Jahr nach einem FW-Berichtsantrag darauf hingewiesen, dass sie durch Maßnahmen wie Überarbeitung der Fachkräftevereinbarung, Qualifizierungsangebote für Quereinsteiger sowie Änderungen am Landesgesetz zur staatlichen Anerkennung von Sozialarbeiterinnen und Sozialpädagogen gegensteuere. „Wir haben jetzt ein Jahr gewartet, ob diese Maßnahmen greifen, doch scheinbar ist das nicht der Fall. Die bisherigen Programme haben offensichtlich nicht ausgereicht, um den steigenden Bedarf zu decken. Wir brauchen dringend eine gezielte Fachkräfteoffensive mit besseren Arbeitsbedingungen und einer verbesserten Bezahlung, um den Beruf attraktiver zu machen“, fordert Jeckel.
Auch im Bereich der Unterbringung schiebe die Landesregierung die Verantwortung auf die Kommunen. Dabei sei die Not bereits groß: „Das Landesjugendamt unterstützt zwar bei der Suche nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten, aber das ändert nichts daran, dass es in Rheinland-Pfalz schlicht keine Übersicht über die verfügbaren Plätze gibt und Mitarbeiter fehlen. Die Landesregierung muss hier deutlich aktiver handeln und endlich Transparenz herstellen und Übersicht gewinnen“, so Jeckel abschließend.