Helge Schwab fordert vor allem für kleine inhabergeführte Betriebe eine vernünftige Grundfinanzierung
MAINZ. Die deutschen Apotheker haben den November zum Protestmonat erklärt. Am Mittwoch, 15. November, wird es bundesweit zu Aktionen der Pharmazeuten kommen und auch landesweit werden viele Apotheken geschlossen bleiben. Auch die FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion warnt vor Reformen, die in die falsche Richtung gehen. „Wenn wir nicht aufpassen, werden nur die großen Akteure mit Konzernhintergrund übrigbleiben. Das kann doch niemand ernsthaft wollen“, erklärt Helge Schwab, gesundheitspolitischer Sprecher der FREIE WÄHLER-Fraktion.
Auf den ersten Blick geht es vor allem um Geld. So sind die Vergütungen für die Apotheken auf dem Niveau von 2004 eingefroren und zuletzt sogar gekürzt worden. „Die Folgen sind klar: Die steigenden Betriebs- und Personalkosten belasten vor allem die kleinen, inhabergeführten Apotheken mit hoher Beratungskompetenz“, stellt Helge Schwab fest. Er verweist auf einen besorgniserregenden Trend, der durch Zahlen der Bundesapothekerkammer belegt ist. Demnach wurde am Ende des dritten Quartals 2023 mit bundesweit 17.733 Apotheken ein historischer Tiefstand erreicht.
Der Gesundheitspolitiker der FREIEN WÄHLER rechnet bis Ende des Jahres mit weiteren Schließungen und verweist darauf, dass es Ende 2022 noch 18.068 Apotheken gegeben habe. „Wir nähern uns Schritt für Schritt dem Niveau von 1979. Seinerzeit bestanden 17.296 Apotheken“, so Schwab weiter. Aus seiner Sicht sind die aktuellen Entwicklungen aber bedrohlicher. „Viele Apotheken melden bereits Versorgungsmängel, obwohl der Winter noch gar nicht begonnen hat. Auch fehlt Personal. Es reicht nicht mehr zu verkünden, das Problem sei erkannt. Wir brauchen konkrete Maßnahmen, die den Apothekern Planungssicherheit geben. Es kann doch nicht sein, dass immer mehr Leistungen ins Internet abwandern“, erklärt der Landtagsabgeordnete.
Die Tendenz, hausärztliche Grundangebote in die Apotheken zu verlagern, um deren wirtschaftliche Basis zu verbessern, hält Helge Schwab für den falschen Weg: „Das mag zwar gut gemeint sein, doch sind Apotheker keine Ärzte und Ärzte keine Apotheker. Beide Berufe sind systemrelevant und sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden! Und: Mit Blick auf die personelle Situation würde die Beratungskompetenz in den Apotheken leiden.“
Auch teilt Schwab die seitens der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) kommunizierte Einschätzung, dass durch die Pläne, Apotheken ohne Notdienste und eigene Medikamentenherstellung zu etablieren, um Versorgungslücken zu schließen, letzten Endes den „Big Playern“ in die Karten spiele. „Eine Apothekenlandschaft, die von Ketten und Discountern geprägt wird, ist für mich keine schöne Zukunftsvision.“ Leidtragende wären dann vor allem Patienten im ländlichen Raum, für die in den vergangenen Jahren die Wege ohnehin schon erheblich länger geworden seien. „Es wird Zeit, dass wir gegensteuern. Wir brauchen kreative Lösungen. Die kann es aber nur geben, wenn alle Akteure mit ins Boot genommen werden“, so Helge Schwab abschließend. Er fordert die regierende Mainzer Ampel auf, ihren Einfluss bei der Berliner Ampel geltend zu machen.