Gesundheitspolitischer Sprecher: Für Apotheken ist Schmerzgrenze längst überschritten
MAINZ. Rund 90 Prozent der Apotheker in Rheinland-Pfalz und im Saarland hatten am heutigen Mittwochnachmittag ihre Apotheke geschlossen und nahmen am bundesweiten Protesttag teil. Helge Schwab, gesundheitspolitischer Sprecher der FREIE WÄHLER-Landtagsfraktion, hegt Verständnis für die Aktion: „Für manche Apotheke ist die aktuelle Situation bereits existenzbedrohend.“ Dabei wird es unter anderem auch um die Zukunft der rund 3.650 Apotheker im Land gehen. Jeden Tag müsse in Deutschland eine Apotheke schließen, heißt es aus Fachkreisen.
„Engpässe bei der Medikamentenversorgung, unzureichende finanzielle Perspektiven, fehlende Wertschätzung in Berlin und ausufernde Bürokratie.“ So fasst Helge Schwab die Hauptgründe für diesen Protest zusammen. Als Beispiel für die finanziellen Fehlentwicklungen nennt der gesundheitspolitische Sprecher die Tatsache, dass die fixen Pauschalen für Beratung bei rezeptpflichtigen Medikamenten seit zehn Jahren nicht erhöht wurden. Schwab weist darauf hin, dass trotz der Konzentrationsprozesse in den jüngsten Jahren nun kleine und große Apotheken gleichermaßen von der existenzbedrohenden Gesamtsituation betroffen sind. Zumal angesichts der internationalen Krisen bei Medikamenten Lieferschwierigkeiten auftreten können.
Helge Schwab teilt die Einschätzung, dass die aktuell noch unklare Rechtslage und das Management von Lieferengpässen nicht nur die Bürokratie verschärft, sondern auch zu Therapieverzögerungen führen wird – mit womöglich unangenehmen Folgen für Patienten. Zu allem Überfluss werden Apotheker auch noch mit dem sogenannten Retaxationsverfahren konfrontiert. Das heißt nichts anderes als die Verweigerung der Erstattung von bereits an Patienten ausgegebenen Medikamenten durch die Krankenkassen. Aus Sicht von Helge Schwab muss diese Retaxation „abgeschafft und der seit 2004 fast unverändert gebliebene Betrag zum Ausgleich der fixen Betriebskosten angehoben werden“.
Die FREIE WÄHLER-Fraktion im Mainzer Landtag befürchtet, dass sich die Medikamentenversorgung vor allem in kleineren Städten und Gemeinden auch weiter verschlechtert und fordert die Landesregierung auf, in Berlin den Apothekern eine Stimme zu geben.