Preis und Knappheit auf dem deutschen Markt rechtfertigen Exportstopp in Drittstaaten
MAINZ. Trotz voller Auftragsbücher breitet sich die Sorge vieler Handwerksbetriebe in der Baubranche über die massiven Preissteigerungen von Materialien unter anderem wie Bauholz, Dämmstoffen oder Metallen in großem Maße aus. Ursächlich sind offenbar mehrere Faktoren: Zum einen hat die Corona-Pandemie zu einer verstärkten Nachfrage auch im privaten Bereich geführt, zum anderen ist Kanada zurzeit wegen eines massiven Schädlingsbefalls der Wälder für den Weltmarkt nicht lieferfähig. Auch die Produktion des Rohstoffs Styrol ist stellenweise eingebrochen, was nicht nur zur Verknappung von Dämmmaterial führt, sondern auch damit zusammenhängende Lieferketten betrifft. Verstärkt wird diese Verknappung durch eine vermehrte Exporttätigkeit von Materialien und Rohstoffen nach China und in die USA.
Sollte sich die massive Preissteigerung und die Angebotsverknappung in diesem Ausmaß fortführen, befürchtet Stephan Wefelscheid, wirtschaftspolitischer Sprecher der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion, Insolvenzen im Handwerk. „Auch, weil die meisten Bauleistungsverträge mit festen Einheitspreisen gestaltet sind und die Handwerker diese nur noch mit Verlusten abschließen können. Schreiner und Zimmerleute fordern deswegen zu Recht einen Exportstopp von Holz aus deutschen Wäldern. Ein solcher ist nach meiner Auffassung auch möglich, da die EU-Verordnung 2015/479 der Bundesrepublik Deutschland ermöglicht, bei einer durch einen Mangel an lebenswichtigen Gütern bedingten Krisenlage bei der EU-Kommission einen Antrag auf Ausfuhrbeschränkung stellen zu können. Die Landesregierung sollte daher umgehend bei Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier darauf drängen, einen Exportstopp von Holz zu prüfen und die notwendigen rechtlichen Schritte einzuleiten“, so Wefelscheid, der zu diesem Thema eine Kleine Anfrage im Landtag stellt. „Die überhöhten Endpreise für Handwerk und Verbraucher dürfen im Übrigen nicht darin münzen, dass der Traum vom Eigenheim unerschwinglich wird. Zudem muss auch bei Bauvorhaben der öffentlichen Hand mit einer erheblichen Preissteigerung, unter Umständen sogar mit einem Baustopp wegen Materialmangels, gerechnet werden. Da möchte ich von Landesregierung wissen, bei welchen geplanten Bauvorhaben des Landes mit einer deutlichen Verteuerung der Baukosten und in welcher Höhe gerechnet werden muss.“